DGB-Index Gute Arbeit 2019

DGB Index 'Gute Arbeit'

30.12.2019 Arbeiten am Limit - auf Kosten der Gesundheit

Mehr als die Hälfte der Beschäftigten in Deutschland fühlen sich während ihrer Arbeit gehetzt und unter Zeitdruck. Die Arbeitsintensität, das zeigt der aktuelle DGB Index Gute Arbeit, steigt. Das aber hat Auswirkungen: Die Belastungen wachsen, das Wohlbefinden sinkt.

Mehr als die Hälfte der Beschäftigten in Deutschland, exakt 53 Prozent, fühlen sich während ihrer Arbeit sehr häufig oder oft gehetzt oder unter Zeitdruck. Jeder Dritte musste, verglichen mit dem Vorjahr, deutlich mehr Arbeit bewältigen ohne jedoch mehr Zeit zur Verfügung zu haben. Das geht aus dem DGB-Index Gute Arbeit Report 2019 hervor, für den 6574 abhängig Beschäftigte zu ihren Arbeitsbedingungen befragt wurden.
"Wachsender Stress am Arbeitsplatz mit der Folge deutlich zunehmender psychischer Erkrankungen ist die Geisel des 21. Jahrhunderts. Betroffen sind alle Beschäftigten, von geringer bis zu hoch Qualifizierten. Der DGB-Index zeigt erneut: Der Präventionsdruck in den Betrieben ist enorm", sagt Hans-Jürgen Urban, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall.

Schwerpunkt des diesjährigen Reports ist das Thema Arbeitsintensität. Wie intensiv die Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten sind und ob diese zur Belastung werden, hängt von drei Faktoren ab: Arbeitsmenge, Arbeitsdauer und Qualität der ausgeführten Tätigkeit. Die Studie hat nun das Ausmaß von Arbeitsintensität sowie die Ursachen und Folgen schlechter Arbeitsbedingungen untersucht.
Die aktuelle Studie des DGB-Index Gute Arbeit zeigt auf, dass jeder Vierte Beschäftigte die Menge an Arbeit (sehr) häufig nicht in der vorhandenen Arbeitszeit bewältigen kann - es ist schlicht zu viel.

Dauerhaft Stress und Zeitdruck
Eine dauerhaft hohe Arbeitsintensität aber führt zu Stress. Der zeigt sich etwa darin, dass viele Beschäftigte auf Pausen verzichten, um ihre Arbeitsziele erreichen zu können. Insgesamt geben 28 Prozent der Befragten an, sehr häufig oder oft Auszeiten zu verkürzen oder ganz auf diese zu verzichten, um die Menge an Arbeit überhaupt bewältigen zu können.
Das hat negative Folgen auf das Wohlbefinden der Beschäftigten. Insgesamt gibt mehr als jeder Dritte an, exakt 36 Prozent, sich nach der Arbeit (sehr) häufig leer und ausgebrannt zu fühlen. Diese Form gesteigerter emotionaler, geistiger und körperlicher Erschöpfung nimmt in der Gruppe derjenigen, die regelmäßig die Arbeitsmenge nicht schaffen kann, in bedenklichem Ausmaße zu: Nahezu 60 Prozent der in dieser Gruppe Befragten sagt aus, sich nach der Arbeit leer und ausgebrannt zu fühlen.

Weniger arbeiten allerdings tun die Befragten deshalb nicht. 76 Prozent der Beschäftigten, die ihre Arbeitsmenge nicht schaffen können, haben im vergangenen Jahr mindestens einen Tag trotz Krankheit gearbeitet, häufig auch sehr viel mehr.
"Die Arbeitgeber müssen ihre Verweigerungshaltung aufgeben und Gefährdungsbeurteilungen umfassen durchführen. Auch die Politik muss handeln und ihre Schutz- und Kontrollfunktion erfüllen. Wir brauchen eine Anti-Stress-Verordnung, die die Regelungslücke im Bereich psychischer Belastungen schließt. Und es braucht eine Aufsicht, die ihren Namen verdient und die bestehenden Vorschriften in den Betrieben kontrolliert. Hier gilt das Motto: Arbeitsschutz ohne Aufsicht ist wie ein Derby ohne Schiri", sagt Hans-Jürgen Urban, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall.

Anhänge:

Jahresbericht DGB Index Gute Arbeit 2019

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Report zum DGB Index

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Letzte Änderung: 09.12.2019