Beschäftigtenbefragung 2020:

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09.12.2020 Breite Zustimmung für die Tarifforderungen in den Betrieben der Region

Mit der Forderung für die anstehende Tarifrunde in der Metall- und Elektroindustrie trifft die IG Metall den Nerv der Belegschaften in Pforzheim und dem Enzkreis. Das zeige nach Angaben der IG Metall Pforzheim die Auswertung der großen Beschäftigtenbefragung in der Region.

"Die Befragungsergebnisse untermauern, dass wir mit unserer Tarifforderung richtig liegen. Die Meinung von 859 Befragungsteilnehmerinnen und Teilnehmer in Pforzheim und dem Enzkreis untermauern dies.

Beschäftigte bei Witzenmann und Mahle sowie vielen anderen Betrieben der Region geben unseren Forderungen zusätzlich Gewicht", erklärt die 1. Bevollmächtigte der IG Metall Pforzheim, Liane Papaioannou. Eine große Mehrheit der Befragten spricht sich für Beschäftigungssicherung, Zukunftstarifverträge und die Stärkung der Einkommen aus. "In der anstehenden Tarifrunde stellen wir damit die Themen nach vorne, die an der Basis vor Ort besonders intensiv diskutiert werden, und teilweise in einzelnen Betrieben der Region bereits verhandelt werden."

Große Zustimmung findet die Absenkung von Arbeitszeiten, um Beschäftigung zu sichern. Dabei ist, etwa bei Kurzarbeit, auch der finanzielle Ausgleich von Bedeutung. Schon jetzt hat der noch junge Vorschlag einer Vier-Tage-Woche mit teilweisem Entgeltausgleich in der Region hohe Zustimmungswerte. Rund zwei Drittel der Befragten sehen in ihr ein wichtiges oder sehr wichtiges Instrument der Beschäftigungs- und Zukunftssicherung. Dies war schon bei einer Blitzumfrage bei Betriebsratsvorsitzenden im Sommer der Fall, so der Sprecher der IG Metall Pforzheim, Arno Rastetter.

Zukunft sichern durch Investitionen und Qualifizierung
Unter den Befragten im Bereich der IG Metall Pforzheim gibt es eine hohe Zustimmung für Zukunftstarifverträge mit Investitions-, Produkt- und Standortzusagen und zwar über alle Beschäftigtengruppen hinweg. Für rund 90 Prozent sind solche Zukunftstarifverträge "wichtig" oder "sehr wichtig". Auf noch größere Zustimmung trifft die Forderung nach Zukunftssicherung durch Qualifizierung, wofür sich fast 95 Prozent aussprechen. "Die Beschäftigten wissen: Qualifizierung ist ein zentrales Instrument zur Beschäftigungssicherung in der Transformation", so die 1. Bevollmächtigte der Pforzheimer IG Metall.

Bereits zu Beginn der Pandemie wurde ein weitreichender Standort- und Beschäftigungstarifvertrag beim größten Arbeitgeber in Pforzheim, der Firma Witzenmann abgeschlossen, der die Beschäftigten in Sicherheit durch die Pandemie und darüber hinaus trägt, und Investitionen in hoher zweistelliger Millionenhöhe auch in Krisenzeiten sichert.

Aber auch in mehreren kleineren Betrieben wurden Standort- und Beschäftigungszusagen vereinbart. Rastetter von der IG Metall Pforzheim nennt Saacke, Schroff und Mapal WWS als Beispiele. Bei Mapal WWS konnte das Thema Qualifizierung so stark gemacht werden, dass es nun zahlreiche Interessenten aus dem Bereich der An- und Ungelernten gibt, die gefördert über die Agentur für Arbeit eine Berufsausbildung nachholen wollen. Das Beschäftigungsverhältnis bei Mapal WWS bleibt in der Zeit der Ausbildung bestehen, an der Vergütung ändert sich nichts.

Die Ergebnisse zeigen aber auch deutlich: Eine Entgelterhöhung spielt ebenfalls eine wichtige Rolle. Für rund 60 Prozent der Befragten ist dieses Ziel "sehr wichtig" oder "wichtig" - zumal damit Einkommen gestärkt, aber auch Beschäftigungssicherung finanziert wird.

Arbeitgeber mit Nachholbedarf bei Kommunikation und Strategie
Angesichts der Pandemie und der damit einhergehenden Wirtschaftskrise sind viele Beschäftigte stark verunsichert. Diese Verunsicherung wird durch die mangelhafte Informationspolitik vieler Arbeitgeber noch verstärkt: Während sich 93 Prozent der Beschäftigten in unserer Region hinreichend über die wirtschaftliche Lage und die Zukunftsaussichten ihres Betriebs informiert fühlen, vermissen sie eine langfristige strategische Ausrichtung: Der Aussage, dass es in ihrem Betrieb eine konkrete Strategie für die langfristigen Herausforderungen des Strukturwandels gibt, stimmen nur 32 Prozent der Befragten zu, das ist auch deutlich weniger als im Bundesvergleich und somit eine enorme Herausforderung für die Betriebe in der Region, so Liane Papaioannou.

Verunsichert, aber handlungsbereit und solidarisch
Trotz aller Sorge und Verunsicherung zeigen sich die Beschäftigten handlungsbereit: Bestes Beispiel dafür sind die Beschäftigten bei Karl Klink, die sowohl die Tarifbindung wieder herstellen wollen und darüber hinaus Beschäftigungszusagen erreichen wollen. 70 Prozent der Beschäftigten sind davon überzeugt, betriebliche Herausforderungen solidarisch meistern zu können. Groß ist auch die Bereitschaft, gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen der Nachbarbetriebe für die Zukunft der ganzen Region zu kämpfen.

"Die Ergebnisse zeigen: Die Beschäftigten sind sich der Tiefe der Rezession und der Wucht des Wandels bewusst. Sie brauchen Sicherheit in Zeiten des Umbruchs, sie fordern Perspektiven für die Arbeitswelt von Morgen", so das Fazit von Liane Papaioannou mit Blick auf die regionale Auswertung der Befragung.

Letzte Änderung: 09.12.2020