Besseren Schutz für Frauen vor Gewalt

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25.11.2020 Am Arbeitsplatz wurde jede sechste Frau schon sexuell belästig.

1. Bevollmächtigte der IG Metall Pforzheim Liane Papaioannou fordert mehr Betriebsvereinbarungen für partnerschaftliches Verhalten am Arbeitsplatz

Häusliche Gewalt ist alltäglich. Die aktuelle Kriminalstatistik des Bundeskriminalamts (BKA) für 2019 zeigt: Statistisch gesehen ist alle 45 Minuten eine Frau gefährlicher Körperverletzung oder Partnerschaftsgewalt ausgesetzt. Es ist zu befürchten, dass durch die Corona-Pandemie häusliche Gewalt weiter zunimmt.

"Diese Zahl ist erschreckend. Es ist wichtig, wachsam zu sein, Betroffene auf Hilfsangebote hinzuweisen und sie zu unterstützen. Wir brauchen aber auch einen deutlichen Ausbau von Schutzräumen. Die Kapazitäten in Frauenhäusern reichen oftmals nicht aus", sagte Liane Papaioannou, die 1. Bevollmächtigte der IG Metall Pforzheim aus Anlass des Internationalen Tags zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen am 25. November. In Deutschland, aber auch weltweit, nimmt häusliche Gewalt zu, so dass die Vereinten Nationen von einer "Schattenpandemie" sprechen.

Laut BKA wurden im vergangenen Jahr 141.792 Menschen Opfer von Partnerschaftsgewalt. Das BKA vermutet, dass es eine weit höhere Dunkelziffer an Gewalttaten gibt. Zu mehr als 80 Prozent sind Frauen die Leidtragenden, aber auch Männer sind betroffen. Besonders dramatisch sind die Tötungsdelikte, sogenannte Femizide. 2019 wurde fast jeden dritten Tag eine Frau durch ihren (Ex-) Partner getötet, so die BKA Kriminalstatistik.

Das für Frauenpolitik zuständige Mitglied des Geschäftsführenden Bundesvorstandes der Gewerkschaft der Polizei (GdP) Elke Gündner-Ede: "Drei Jahre nach der Ratifizierung der Istanbul-Konvention fehlen weiterhin flächendeckende Beratungsstellen für Opfer häuslicher Gewalt. Zur Umsetzung bedarf es einer eigenständigen bundesgesetzlichen Regelung zur Einrichtung von Gewaltschutzambulanzen, die derzeit nicht gegeben ist. Das ist ein Skandal."

Als Gewerkschaft richtet die IG Metall Pforzheim ein besonderes Augenmerk auf Gewalt gegen Frauen am Arbeitsplatz. Zahlen der Antidiskriminierungsstelle des Bundes belegen: Am Arbeitsplatz wurde schon jede sechste Frau in Deutschland sexuell belästigt. Es gibt gute betriebliche Beispiele, die das Verhalten am Arbeitsplatz regeln. "Arbeitgeber fordern wir auf, betriebliche Anlaufstellen im Sinne des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes einzurichten. Wir brauchen mehr Betriebsvereinbarungen, die partnerschaftliches Verhalten am Arbeitsplatz fördern und regeln", erklärte Papaioannou. "Unser Ziel ist ein respektvolles und solidarisches Miteinander von Frauen und Männern. Das heißt auch, Grenzen wahrzunehmen und zu akzeptieren."

In den vergangenen Jahren wurden die Hilfsangebote für Frauen ausgeweitet:
In zahlreichen Supermärkten gibt es Anlaufstellen. Das Codewort "Maske 19" führt zu einer schnellen Hilfe, wenn Frauen es in Apotheken oder beim Arzt verwenden.

Letzte Änderung: 24.11.2020