Sihn in Mühlacker vor dem Aus

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02.02.2020 Insolvenzverwalter Marc Schmidt-Thieme leitet Betriebsstillegung ein.

IG Metall fordert von der Bundespolitik bessere Absicherung der Beschäftigten für solche Fälle.

Bereits zu Ende Januar werden rund 90 der derzeit noch rund 320 Beschäftigte der Sihn GmbH freigestellt. 15 werden aufgrund von Eigenkündigungen bzw. Aufhebungsverträgen ausscheiden. Die übrigen Mitarbeiter bleiben für die Dauer der Ausproduktion der laufenden Aufträge noch beschäftigt.

Das katastrophale Missmanagement der früheren Geschäftsleitung unter Geschäftsführer Dr. Ing. Andreas Baum schreckte potenzielle Investoren nach Auffassung des Gewerkschaftssekretärs der IG Metall Pforzheim Arno Rastetter ebenso ab wie die derzeit negativen Perspektiven für Zulieferer der Automobilindustrie.

Rastetter, ist mehr als enttäuscht von der Entwicklung. Die Beschäftigten hätten bislang auch im Insolvenzverfahren alles gegeben, um die Aufträge der Kunden fristgerecht abzuwickeln. Dass nun rund 90 Beschäftigte durch die "Freistellung" des Insolvenzverwalters quasi über Nacht arbeitslos werden, ist die bitterste aller Möglichkeiten im Verfahren.

Für die restlichen Beschäftigten fordert der Gewerkschafter von den verbliebenen Kunden schnellstmöglich die Bereitstellung von Mittel zur Finanzierung einer "Transfergesellschaft". Das würde den verbliebenen Beschäftigten die Sicherheit bieten, nach der Stilllegung noch min. 6 Monate Zeit zu haben sich zu qualifizieren und in "Ruhe" mit der entsprechenden Unterstützung einen neuen Arbeitsplatz zu suchen. Sollte dies nicht schnellstens realisiert werden sieht Rastetter schwarz was die Belieferung von Teilen für die Kunden angehe. Selbst in höheren "Anwesenheitsprämien" sieht Rastetter keine adäquate Alternative.

Dies machte der Gewerkschafter auch bei der Betriebsversammlung am Freitag bereits gegenüber den Beschäftigten und der Insolvenzverwaltung deutlich.

Für die Region um Mühlacker ist dies nach der Ankündigung des Arbeitsplatzabbaus bei Mahle Behr ein weiterer Schlag in Sachen Arbeitsplatzvernichtung in der Metallindustrie erklärt die erste Bevollmächtigte der IG Metall Pforzheim, Liane Papaioannou. Jetzt komme es umso mehr darauf an die Beschäftigungssicherung weiter in den Fokus zu rücken und in den Betrieben möglichst viele Beschäftigten durch die Transformation mitzunehmen und sie entsprechend zu qualifizieren.

Unterdessen hält es Rastetter für erforderlich, dass künftig nicht nur eine Absicherung der Beschäftigten über das Insolvenzgeld für maximal 3 Monate erfolgt. Vielmehr hält er es für notwendig, dass für die Fälle der Stilllegung auch die ohnehin schon auf 3 Monate verkürzte Kündigungsfrist vorfinanziert und sozialpolitisch abgesichert werden kann. Das Insolvenzgeld hilft ohne Zweifel bei der Weiterführung von Betrieben, werden die dann aber doch stillgelegt und Beschäftigte "freigestellt" stehen Sie wie bei Sihn jetzt geschehen vom einen Tag auf den Anderen auf der Straße.

Würden die Kündigungsfristen ähnlich der Umlage beim Insolvenzgeld ebenfalls sozialpolitisch abgesichert, könnte mit diesem Geld zumindest auch im Falle der Stilllegung und "Massearmut" eine Transfergesellschaft für alle Betroffenen finanziert werden, und somit die sofortige Arbeitslosigkeit vermieden werden, so der Sprecher der IG Metall, Arno Rastetter. Da besteht dringender politischer Handlungsbedarf, so Rastetter weiter.

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Sihn in Mühlacker

Sihn in Mühlacker

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Letzte Änderung: 31.01.2020