140 Beschäftigte bei WISI Kundgebung

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01.08.2019 IG Metall fordert von der Geschäftsleitung die Auszahlung der tariflich vereinbarten Zahlungen von 27,5% und 400 Euro

Scharfe Kritik auch am Präsident von Gesamtmetall Rainer Dulger

Zu der Kundgebung am Donnerstagnachmittag kamen trotz Urlaubszeit 140 Beschäftigte der Firma WISI um ihrer Verärgerung Luft zu machen, dass die Firma die Auszahlung der 27,5 % tarifliches Zusatzgeld (TZUG) und 400 Euro (ZUB) nicht veranlasst hat.

Laut IG Metall Pforzheim besteht hierauf jedoch ein Rechtsanspruch nach dem Anerkennungstarifvertrag von 1982.

Hierin heißt es unter anderem:
".....zwischen den Parteien finden alle Abkommen, Zusatzabkommen, Vertragsänderungen und Ergänzungen Anwendung, die zwischen den Parteien der in diesem Vertrag in Bezug genommenen Tarifverträgen zu den unter § 2 genannten Tarifverträgen abgeschlossen werden. Dies gilt auch hinsichtlich des Inkrafttretens neuer Tarifverträge in an Stelle der in Bezug genommenen Tarifverträge bzw. Tarifbestimmungen treten oder die völlige Neuregelungen enthalten......"

36 Jahre habe sich die Geschäftsleitung bei WISI Communications und Automotive sowie deren Rechtsvorgänger an alle Tarifverträge gehalten, auch an alle neuen, die abgeschlossen wurden. Und nun verweigerten sie die Zahlungen, erklärt die IG Metall in einer Pressemitteilung.

Die 1. Bevollmächtigte Liane Papaioannou eröffnete die Kundgebung mit der Feststellung dass die Produktion bei der Firma WISI still steht. Sie zeigt absolutes Verständnis für den Unmut der Beschäftigten über die Verhaltensweise der Geschäftsleitung. Sie bekräftigte die Beschäftigten sich nicht einschüchtern zu lassen und ihre Ansprüche durchzusetzen. Empört zeigt sich die Bevollmächtigte über die Äußerungen des Gesamtmetallchefs Rainer Dulger in denen er die Flächentarifverträge in Frage stellte.

Der Betriebsratsvorsitzende von WISI Communications, Martin Kolb erläutert, dass der Betriebsrat und die IG Metall im Rahmen der Verhandlungen um Beschäftigungssicherung zu weitreichenden Zugeständnissen bereit gewesen wäre. Man wollte für einen definierten Zeitraum nach Lösungen suchen, um die Firma wieder besser aufzustellen. Dabei sei es dem Betriebsrat vor allem auf Perspektiven für die Zukunft der Beschäftigten angekommen.

Schon öfter seien die Arbeitnehmer bei WISI in die Presche gesprungen und hätten auf Geld verzichtet um die Firma wieder flott zu machen. Er machte deutlich: "Arbeitnehmerbeiträge zu fordern, für eine vielleicht gegebene Absichtserklärung, wenn schon die Unterschrift unter einen Tarifvertrag nicht mehr gelten soll, ist niemandem mehr vermittelbar. Nach meiner Erfahrung haben Vereinbarungen dann bestand wenn sich alle Seiten, zumindest einigermaßen, angemessen vertreten und berücksichtigt werden. Ist dies nicht der Fall, dann darf man sich über Reaktionen nicht beschweren."

Arno Rastetter von der IG Metall Pforzheim skizzierte in seiner Rede die Bedingungen, die für die IG Metall gewährleistet sein müssen, wenn man tarifliche Abweichungen wolle: "1. Der Anerkennungstarifvertrag muss erhalten bleiben, damit sichergestellt ist, dass die Beschäftigten bei WISI nicht von der allgemeinen Entwicklung der M+E Industrie abgehängt werden. Und 2. Abweichungen nur für einen begrenzten Zeitraum und dafür Beschäftigungssicherung im Gegenzug und 3. Beteiligung der Beschäftigten an einer künftig guten Entwicklung bei WISI durch ein ertragsabhängiges Weihnachtsgeld und 4. ein Pauschalbonus nur für IG Metall Mitglieder. Sie sind es ja schließlich, die auf tarifvertraglich verbriefte Rechte verzichten sollen.

Der Gewerkschafter zeigte sich verärgert darüber, dass die Geschäftsleitung die Verhandlungen für gescheitert erklärt hat bevor sie überhaupt richtig in Gang gekommen seien. Die Verweigerung der Zahlung des tariflichen Zusatzgelds und des 400 Euro Pauschale ist der bisher traurigste Höhepunkt der Auseinandersetzung.

Für den Fall, dass die Firma sich nicht eines Besseren besinnt und bezahlt, kündigte Rastetter Massenklagen der Beschäftigten an. Der Betriebsrat und die IG Metall seien zu allem entschlossen aber auch jederzeit verhandlungsbereit um ein Kompromiss in weiteren Gesprächen zu suchen, so der Sprecher der IG Metall Pforzheim.

Weiter ging Rastetter auch scharf mit dem Chef von Gesamtmetall Dulger und seinen Äußerungen in der Süddeutschen Zeitung ins Gericht: Er warf ihm vor mal wieder als Geisterfahrer unterwegs zu sein. Statt den Flächentarifvertrag in Frage zu stellen und Maßnahmen zur Stabilisierung der Tarifbindung zu verteufeln solle er gefälligst einen Teil dazu beitragen dass die die Basis der Flächentarifverträge wieder verbreitert wird, so der Sprecher der IG Metall Pforzheim Rastetter.

Zum Schluss der Kundgebung ergriff der erst vor einem Tag in Amt des Betriebsratsvorsitzenden der Firma Karl Klink gewählte, Fatih Aygün, das Wort und drückte seine Solidarität mit den guten Nachbarn und Beschäftigten der Firma WISI aus. Er zitierte Francesco Ramon und seinen Zitaten von Arm und Reich. Er machte deutlich, dass auch in Deutschland die Reichen immer reicher werden, weil sie den Armen ihr Geld vorenthalten. Nachdenkens werte Worte zum Abschluss einer lebendigen und kämpferischen Kundgebung.

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Letzte Änderung: 01.08.2019