Skandal bei IMO In Königsbach-Stein

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05.06.2019 Beschäftigte des Unternehmens, die einen Betriebsrat gründen wollen, werden eiskalt vor die Tür gesetzt.

Wie die IG Metall Pforzheim heute Morgen informierte, ist es bei der IMO Oberflächentechnik GmbH und ihren Tochterfirmen zu mehreren Kündigungen gekommen. "Und das ganz augenscheinlich nur, weil diese Kolleginnen und Kollegen einen Betriebsrat in dem Unternehmen gründen wollten," erklärt der Gewerkschaftssekretär der IG Metall Pforzheim, Kai Müller. "Ein solches Vorgehen passt eher in den Frühkapitalismus des Kaiserreichs, als in die heutige moderne Arbeitswelt."

Dem IG Metaller zufolge hatten sich bereits im letzten Jahr Beschäftigte des Unternehmens an ihn gewandt und über etliche Missstände innerhalb der Firma IMO berichtet. Der Wunsch war es, endlich einen Betriebsrat zu bekommen, der sich für die Rechte und Belange der Beschäftigten einsetze. "So, wie es bei den meisten Firmen dieser Größe eigentlich normal und rechtens ist," wirft Larissa K., die auch von einer Kündigung betroffen ist, ein. "Wir wollten einfach mehr Sicherheit und Schutz für all unsere Kolleginnen und Kollegen."

In der ersten Zeit habe man sich in einem kleinen Kreis in Wohnzimmern, dann später in Nebenzimmern der Gaststätten der Region getroffen. Langsam wollte man im Betrieb mehr über die Sorgen der Kolleginnen und Kollegen erfahren und Mitstreiter für den Plan einer Betriebsratsgründung finden. Es gab sehr viel positive Stimmen für eine Betriebsratswahl, aber die Furcht vor Entdeckung war allgegenwärtig. Für Kai Müller der fast 20 Jahre lang selbst Betriebsrat war bevor er Gewerkschaftssekretär bei der IG Metall Pforzheim wurde, ist es besonders erschreckend zu sehen, wieviel Angst in dieser Belegschaft verankert ist, vom Arbeitgeber mit dem Thema Betriebsratsgründung in Verbindung gebracht zu werden.

Obwohl es vom Gesetz vorgeschrieben ist, dass es bereits in Betrieben mit 5 und mehr Beschäftigten einen Betriebsrat gibt, hat sich die Geschäftsführung bei IMO augenscheinlich vorgenommen, alle Versuche eine Betriebsratswahl durchzuführen aktiv und mit Gewalt zu unterdrücken," klagt Müller die Unternehmensleitung an. Dies stelle die Geschäftsführung nun auf grausame Art und Weise unter Beweis, da sie innerhalb von wenigen Tagen alle direkt involvierten Beteiligten gekündigt habe. Zum Teil sogar fristlos. "Auch, wenn man als Kündigungsgrund selbstverständlich nicht auf die geplante Betriebsratsgründung eingegangen ist, es hat ausnahmslos unsere aktiven Gewerkschafter im Betrieb getroffen. Das kann kein Zufall sein," erklärt der Gewerkschafter weiter.

Noch immer werden Beschäftigte gefragt, ob sie ebenfalls was mit dieser Gruppe zu schaffen gehabt hätten." Die betroffenen Kolleginnen und Kollegen werden juristisch von der IG Metall vertreten und bei den bereits eingeleiteten Kündigungsschutzklagen unterstützt.

Sie können allerdings noch nicht wirklich begreifen, was ihnen da von der Geschäftsführung an Unmenschlichkeit und Härte entgegenschlägt. "Als man mir die Kündigung zustellte, wusste nicht einmal mein direkter Vorgesetzter, dass ich rausgeworfen werden soll," beschreibt Maria U., die ebenfalls in der kleinen Gruppe mitgearbeitet hatte. "Dabei wollen wir einen Betriebsrat gründen, damit genau so etwas in der Zukunft nicht mehr passieren kann. "Wir wollen endlich etwas für mehr Gerechtigkeit und auch für mehr Gleichbehandlung zwischen Männern und Frauen tun. Da liegt es bei IMO nämlich sehr im Argen."

Nun sähe sie sich durch diese ungerechtfertigte Kündigung erstmal mit einer ungewissen Zukunft konfrontiert. Trotzdem bleibt Maria U. bei ihrer Meinung: "Wir haben das Richtige getan. Es wird endlich Zeit, dass die Leute bei IMO einen Betriebsrat wählen!" Auch ihr Mitstreiter, Julian N., teilt diese Meinung und ergänzt, dass er durch die Wahl eines Betriebsrats doch dafür sorgen wollte, dass die Beschäftigten nicht mehr unter Druck gesetzt werden. Häufig müsse man die Wochenenden opfern, um Überstunden zu leisten. "Und wenn wir auch im Moment nicht in den Betrieb dürfen, so werden wir nicht klein beigeben. Wir kämpfen gemeinsam mit der IG Metall vor Gericht gegen diese Kündigungen. Wir rufen unsere Kolleginnen und Kollegen dazu auf: Lasst uns mit der IG Metall zusammenarbeiten und den Betriebsrat bei IMO wählen, der uns per Gesetz zusteht!" appellieren die Betroffenen unisono.

Die erste Bevollmächtigte der IG Metall in Pforzheim, Liane Papaioannou, unmissverständlich: "Wir fordern die Geschäftsführung bei IMO in Königsbach-Stein auf, diese unredlichen Kündigungen umgehend zurückzunehmen, sowie die betriebliche Demokratie anzuerkennen und die Betriebsratswahlen nicht weiter zu behindern."

Wie der Pressesprecher der IG Metall Pforzheim, Arno Rastetter weiter mitteilt, laufen in dieser und den nächsten Wochen seitens der IG Metall Flugblattaktionen mit denen die Beschäftigten aller Schichten bei IMO über den Fortgang der Betriebsratsgründung und weiterer" Ereignisse" informiert werden.

Anhang:

Julian vor der Firma IMO

Julian vor der Firma IMO

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Letzte Änderung: 10.09.2019