100 Jahre Frauenwahlrecht

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10.11.2018 Die IG Metall Baden-Württemberg fordert weitergehende Anstrengungen für die Gleichstellung von Frauen - Festakt in Pforzheim

Vor 100 Jahren haben Frauenrechtlerinnen das Recht zu wählen errungen - das nimmt die IG Metall Baden-Württemberg zum Anlass, um auf die bis heute exis-tierenden Ungleichheiten zwischen Männern und Frauen hinzuweisen. "Die Gegen-wart zeigt, dass wir gleichstellungspolitisch noch nicht am Ziel sind und unvermindert für faire Bezahlung kämpfen müssen. Wenn die Politik nicht handeln will, müssen wir es machen", so Roman Zitzelsberger, Bezirksleiter der IG Metall im Südwesten.

Am morgigen Samstag gedenkt die IG Metall mit einem Festakt im Pforzheimer Schmuckmuseum dem langen Kampf der Frauen vor 100 Jahren. Zwar kam es be-reits 1911 in Berlin zu einer großen Kundgebung für das Frauenwahlrecht, haupt-sächlich getragen von den Gewerkschaften und der SPD. Bis Frauen tatsächlich wählen und gewählt werden durften, dauerte es aber weitere acht Jahre: Am 9. No-vember 1918 wurde auf den Trümmern und Massengräbern des Ersten Weltkriegs die Republik ausgerufen. Und am 19. Januar 1919 konnten Frauen zum ersten Mal zur Wahl gehen.

Christiane Benner, Zweite Vorsitzende der IG Metall: "Ein Blick zurück zeigt uns, wie viele großartige Frauen für unsere Sache gestritten haben. Von ihrem Engagement profitieren wir heute alle. Und es ist Auftrag für uns, es ihnen mit unserem Handeln gleichzutun." Ein Beispiel dafür sind die neuen Wahlrechte zur Arbeitszeit aus dem Metall- und Elektro-Tarifabschluss 2018: "Gerade weibliche Beschäftigte profitieren von mehr Transparenz und Freiräumen zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Auch deshalb, weil nun auch Männer weniger Ausreden haben, ihren Teil zur Sorge-arbeit beizutragen", so Zitzelsberger.

Die IG Metall fordert aber auch die Landes- und Bundespolitik zu mehr Engagement in Sachen Gleichstellung auf: Zwar werden Frauen auf vielen Feldern wie etwa Inge-nieursberufen gefördert. Im Landesparlament hingegen besteht nach wie vor ein Männerüberhang. Ähnliches Bild bei der Bezahlung: Frauen verdienen in Deutsch-land durchschnittlich 21 Prozent weniger, weil sie häufiger Teilzeit arbeiten als Män-ner oder wegen der Kinder Pausen machen. Baden-Württemberg ist mit 27 Prozent Entgeltlücke bundesweites Schlusslicht.

Die Entwicklungsorganisation Oxfam bescheinigt Deutschland in ihrem aktuellen In-dex vom Oktober 2018 ebenfalls Mängel im Einsatz gegen Ungleichheit. Der soge-nannte Commitment to Reducing Inequality Index (CRII) zeigt, welche Regierungen sich gegen Ungleichheit engagieren und wo es an Einsatz fehlt. Insbesondere das 2018 in Kraft getretene Entgelttransparenzgesetz greift nach Ansicht von Oxfam zu kurz, da es nur in Unternehmen mit über 200 Beschäftigten Anwendung findet und daher für viele Frauen nicht zugänglich ist.

Tatjana Funke, zuständig für Frauenpolitik in der IG Metall Baden-Württemberg: "Gleichstellungspolitik ist Zukunftspolitik. Es wäre ein deutlicher Fortschritt, wenn gleicher Lohn für gleiche Arbeit nicht nur eine Redewendung wäre, sondern eine Tat-sache." Der Festakt beginnt um 10 Uhr im Schmuckmuseum Pforzheim im Reuchl-inHaus, rund 100 Frauen aus Betrieben in ganz Baden-Württemberg werden erwar-tet.

Letzte Änderung: 12.01.2019