Lebensstandard sichern: Rente retten

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28.07.2016 Rentenkonzept: Vorschläge der IG Metall zu einer solidarischen Alterssicherung

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Sinkende Rentenleistungen, unstete Erwerbsbiografien: Immer mehr Menschen droht im Alter der Gang zum Sozialamt. Selbst Durchschnittsverdiener müssen mit einer Mager-Rente rechnen. Schuld ist eine verfehlte Rentenpolitik. Wie sich das Renten-Fiasko verhindern lässt.

Nennen wir sie Birgit. Birgit lebt in der Zukunft. 2030 wird sie in Rente gehen. Was sie dann hinter sich hat: Ein Leben voller Arbeit. 45 Beitragsjahre, in denen sie immer einen Durchschnittslohn verdient hat.

Und nun?
Geht es nach den Plänen der Bundesregierung wird Birgit eine Rente erhaltenen, die bei 43 Prozent des vergleichbaren Durchschnittslohns liegt. Heute wären das 1240 Euro - brutto, wohlgemerkt. Davon gehen noch Beiträge zur Kranken- und Pflegeversicherung ab und das Geld muss teilweise noch versteuert werden.

Kleine Rente trotz langem Erwerbsleben? Für die IG Metall ist die Demontage der gesetzlichen Rente ein Skandal. Sie hat jetzt ein Konzept vorgestellt: Für einen solidarischen Neuaufbau der Alterssicherung.

Wie das funktioniert:
Gesetzliche Rente stärken

Die gesetzliche Rente soll den Ruhestand finanziell absichern. Das weitere Absinken des Rentenniveaus muss deshalb gestoppt werden. Seit den 2000er Jahren geht die Leistungshöhe der gesetzlichen Rentenversicherung immer weiter zurück. Als Zwischenziel muss gelten, dass das Rentenniveau zumindest stabil bleibt. Danach soll das Leistungsniveau der Rentenversicherung deutlich steigen.

Zudem müssen die Renten wieder an die allgemeine Einkommensentwicklung gekoppelt werden. Die sogenannte "Rentenanpassungsformel" verhindert dies derzeit. Das bedeutet einen schleichenden Wertverlust der Renten.

Um Altersarmut zu bekämpfen müssen niedrige Einkommen mit Steuermitteln aufgewertet und für Langzeitarbeitslose wieder Rentenbeiträge gezahlt werden.

Solidarisch finanzieren
Derzeit wird die gesetzliche Rente vor allem von abhängig Beschäftigten getragen. Viele Besserverdiener - Ärzte, Anwälte, Notare - bleiben außen vor, genau wie Beamte. Sie alle haben eigene Altersvorsorgeeinrichtungen oder bekommen eine Pension. Um die Rentenversicherung langfristig zu stärken und die Finanzierung auf eine breitere Basis zu stellen sollten künftig alle Erwerbstätigen in die Rentenversicherung einzahlen ("Erwerbstätigenversicherung").

Flexible Übergänge schaffen
Nur 31 Prozent der Beschäftigten glauben, dass sie ihren Job bis zum regulären Rentenalter ausüben können. Flexible Übergänge in den Ruhestand sind deshalb unerlässlich. Mit dem "Tarifvertrag zum flexiblen Übergang in die Rente" (TV FlexÜ) hat die IG Metall bereits für bis zu vier Prozent der Beschäftigten einen Anspruch auf Altersteilzeit durchgesetzt. Der Gesetzgeber muss nachziehen und die Rahmenbedingungen für flexible Übergänge verbessern.

Betriebsrente für alle
Betriebsrenten sind eine sinnvolle Ergänzung zur gesetzlichen Rente. Die IG Metall setzt sich dafür ein, dass für alle Beschäftigten Betriebsrenten aufgebaut werden und die Finanzierung ganz oder zumindest teilweise durch den Arbeitgeber sichergestellt ist. Die Arbeitgeber sollen gesetzlich verpflichtet werden, allen Beschäftigten eine betriebliche Altersversorgung (bAV) anzubieten. Betriebsräte sollen bei der Altersversorgung stärker mitreden dürfen.

Kein "Krieg der Generationen"
In der öffentlichen Debatte wird die Rentenfrage oft als "Krieg der Generationen" inszeniert. Die IG Metall wirbt für den Dialog der Generationen und für eine solidarische Rentenpolitik. Ziel ist ein gerechter Ausgleich. Gerade jüngere Menschen haben ein Interesse an einem zukunftsfesten Rentensystem. Ihre Erwerbsbiografien sind oft weniger stetig als die der älteren Generationen. Dadurch haben sie es schwerer, ausreichende Rentenansprüche aufzubauen.

Und was bedeutet es für Birgit, wenn die Forderungen der IG Metall ungesetzt werden? Sie könnte, wenn sie 2030 in Rente geht, mit deutlich mehr Geld rechnen: nämlich mit mehr als 1500 Euro. Anders gesagt: mit einer Rente, die ihren Lebensstandard weitgehend sichert.

Letzte Änderung: 28.07.2016