Studie Otto Brenner Stiftung

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04.07.2016 Wie Unternehmen die Öffentlichkeit beeinflussen

Alle DAX-Unternehmen produzieren nach einer Studie der Otto Brenner Stiftung eigene "journalistische" Publikationen und versuchen, mit starker Online-Präsenz ihre Kunden direkt zu erreichen. Mit "Content Marketing" beeinflussen sie die öffentliche Meinung und gefährden den unabhängigen Journalismus. Der Würzburger Kommunikationsforscher Prof. Dr. Lutz Frühbrodt fordert daher mehr Transparenz und plädiert für einen Verhaltenskodex.

Eine zusätzliche Branchenanalyse ergab, dass auch zahlreiche nicht-börsennotierte deutsche sowie ausländische Unternehmen mit Content Marketing arbeiten. Auffällig war dabei, dass ein Teil der Betreiber sich offenbar bewusst gegenüber den Mediennutzern nicht öffentlich zu erkennen gibt. Autor Frühbrodt plädiert deshalb für einen Verhaltenskodex für das Content Marketing, der von den Produzenten unter anderem vollständige Transparenz einfordert. Transparenz sei dringend geboten, so Frühbrodt, weil große Teile der Medienrezipienten zwar solche Angebote nutzten, das Phänomen des Content Marketing und damit sein Ziel der subtilen Beeinflussung aber noch nicht kennen würden.

Frühbrodt interpretiert das Content Marketing der Unternehmen in erster Linie als Ersatz für klassische Werbemethoden, die die Mediennutzer immer weniger erreichen. Er warnt allerdings auch vor den Auswirkungen, die der "Unternehmensjournalismus" auf die Medienbranchen und die öffentliche Meinungsbildung haben könnte. "Unternehmen könnten auf mittlere Sicht noch weniger Werbung schalten, was die Einnahmen der klassischen Medienhäuser weiter verringert", sagt Frühbrodt. "Außerdem sind die quasi-journalistischen Publikationen der Konzerne allesamt kostenlos. Sie kommen ausgerechnet zu einem Zeitpunkt auf, wo die Verlage offensiver versuchen, Geld für ihre Online-Inhalte zu verlangen."

Letzte Änderung: 15.06.2016