Kundgebung bei Harman Becker
Zu der heutigen Kundgebung vor der Hauptpforte von Harman Becker in Ittersbach kamen nicht nur 300 Kolleginnen und Kollegen aus dem eigenen Betrieb, große Unterstützung reiste auch von anderen Betrieben und der Firma Pentair an. Ungefähr 100 Warnstreikende kamen mit dem Bus oder in Autos von Straubenhardt nach Ittersbach und wurden dort herzlich begrüßt.
Auf die Forderungen der IG Metall nach Bildungsteilzeit, 5,5% mehr Entgelt und einer besseren Altersteilzeit ging Caroline Loesgen, die Betriebsratsvorsitzende von Pentair, die zu Recht stolz auf die Beteiligung ihrer Mannschaft war,
ein. "Die Belastungen in den Betrieben nehmen doch eher zu als ab. Die Reduzierung der Altersteilzeit auf 2%, wie die Arbeitgeber es sich vorstellen, ist eine reine Provokation" rief sie der Menge zu. Und die Verweigerungshaltung bei der
Bildungsteilzeit passt ihrer Ansicht nach gar nicht in die Welt.
"Wer ständig jammert, es würden Fachkräfte fehlen, und dann am Verhandlungstisch erklärt, die persönliche Weiterbildung sei Privatsache, die die Unternehmen nicht finanzieren wollen, hat die Zeichen der Zeit
nicht erkannt", so auch Liane Papaioannou von der IG Metall Pforzheim. "Gerade hier bei Harman Becker wird es deutlich, Möglichkeiten zur Altersteilzeit brauchen nicht nur Menschen, die in Schicht arbeiten", sagt sie, "diese
Möglichkeit des flexiblen Ausstiegs, muss allen Beschäftigten offen stehen. Und Qualifizierung ist gerade hier eines der wichtigsten Themen."
Sie richtete sich auch direkt an Südwestmetall und sagte: "Wir, Herr Dr. Wolf, hören ganz genau hin! Die Beschäftigten in Ihren Betrieben verstehen genau was sie meinen! Wir verstehen: Sie wollen uns spalten. Sie wollen
die Tarifverträge mit der IG Metall für ein paar wenige abschließen und für den Großteil der Beschäftigten nach Gutsherrenart entscheiden. Wir werden das nicht hinnehmen."
Der Betriebsratsvorsitzende von Harman Becker, Klaus Rupp, richtete sein Wort in einer bewegenden Rede an die Kundgebungsteilnehmer/innen. "Den Beschäftigten bei Harman Becker sind die Forderungen der IG Metall genauso wichtig, wie in allen anderen Betrieben. Wir brauchen mehr Mitbestimmung bei Qualifizierung, bessere Altersteilzeit und 5,5% mehr Geld", so Rupp. Aber über allem schwebt im Moment die angedrohte Schließung der Produktion. Die erneute Vernichtung von Arbeitsplätzen, die sich in die unsägliche Reihe des Abbaus seit 2008 einreiht. "Wir lassen uns nicht klammheimlich plattmachen," sagt Rupp "wir zeigen öffentlich was hier passiert." Und dann gingen alle Kundgebungsteilnehmer in einem Schweigemarsch über die Straße um 180 Holzkreuze, eins für jeden bedrohten Arbeitsplatz, auf der verschneiten Wiese gegenüber des Werks aufzustellen.
Letzte Änderung: 10.04.2015