Becker will Produktion dicht machen
Am 26.09.14 wurden Betriebsrat, Belegschaft und die IG Metall von der grausamen Nachricht überrascht, dass mehr als 180 Kolleginnen und Kollegen in Karlsbad ihren Arbeitsplatz verlieren sollen. Harman Becker will die Produktion nicht über den derzeit vereinbarten Zeitraum hinaus (bis September 2015) aufrechterhalten. So die Formulierung einer Mitarbeiterinformation, die der IG Metall vorliegt.

Was da recht sachlich geschrieben steht, ist ein Schlag ins Gesicht jedes Beschäftigten bei Harman Becker in Karlsbad. "Nachdem man den Standort über Jahre hat ausbluten lassen", so Liane Papaioannou von der IG Metall Pforzheim, "wirft man ihm jetzt vor, nicht mehr uneingeschränkt lieferfähig zu sein. Das ist eine Frechheit." Es wird behauptet Karlsbad würde ein zweites Werk benötigen um die stabil hohen Kundenanforderungen abbilden zu können. Klaus Rupp, der Betriebsratsvorsitzende in Karlsbad ist fassungslos als er das liest. "Die angeführten Begründungen sind haarsträubend. Wir haben über viele Jahre unsere Kunden mit hervorragender Qualität zufriedengestellt und können das auch ohne Probleme weiterhin tun, man muss uns nur lassen" sagt er.
Im Zusammenhang mit der nun angekündigten Verlagerung waren den Arbeitnehmervertretern schon in letzter Zeit Unregelmäßigkeiten aufgefallen, die nun in einem Flugblatt aufgearbeitet wurden, das heute Morgen vor den Toren
des Betriebes verteilt wurde. "Alles Lüge !? bei Harman Becker" prangt in fetten Buchstaben auf dem Flugblatt. Und genauso fühlen sich die Menschen dort. Liane Papaioannou, die heute in der Frühe mit am Tor stand,
berichtet von tief bewegenden Begegnungen.
Mir haben Kollegen mit Tränen in den Augen gesagt, dass sie das Vorgehen der Geschäftsleitung für eine bodenlose Unverschämtheit halten, es gibt schließlich einen Tarifvertrag, der die Beschäftigung in der
Produktion bis Ende September 2015 sichern soll.
Noch im Dezember 2011 hat das Unternehmen mit der IG Metall einen Ergänzungstarifvertrag zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit und Beschäftigungssicherheit geschlossen, in dessen Präambel steht "Die Tarifvertragsparteien gehen davon aus, dass durch diesen Beitrag der Belegschaft am Standort Karlsbad die Zukunftsfähigkeit des Produktionsstandortes Karlsbad gestärkt und Beschäftigung gesichert wird".
Betriebsrat und IG Metall haben Kontakt zu möglichen Unterstützern in Politik und Wirtschaft aufgenommen. Das Wirtschaftsministerium hatte sich schon im letzten Jahr, als die Verlagerungen und Entlassungen im Engineering anstanden, eingebracht und weitere Unterstützung zugesagt. "Wir werden unsere Kontakte nutzen und uns das nicht einfach so bieten lassen", sind sich Papaioannou und Rupp einig.
Letzte Änderung: 10.04.2015