Betriebsratswahlen 2014

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06.03.2014 "Kein Betrieb ohne Betriebsrat"

Pforzheim/Enzkreis - Die IG Metall Pforzheim wirbt unter dem Motto "Deine Wahl - Deine Stimme" für die Betriebsratswahlen 2014. "Betriebsräte sorgen für bessere Arbeitsbedingungen und sichere Arbeitsplätze. Betriebe mit Betriebsrat zahlen im Durchschnitt rund zehn Prozent höhere Entgelte", sagte der 1. Bevollmächtigte der IG Metall, Martin Kunzmann. Ohne Anhörung des Betriebsrates seien Kündigungen unwirksam und bei Sozialplänen sei seine Zustimmung erforderlich.

In der Zeit vom 1. März bis zum 31. Mai 2014 finden in den Betrieben die turnusmäßigen Betriebsratswahlen statt. Ab fünf Beschäftigten kann ein Betriebsrat gewählt werden. Wahlberechtigt sind alle Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die das 18. Lebensjahr vollendet haben. Leiharbeitnehmer dürfen nach drei Monaten Überlassung wählen. Seit dem 13. März 2013 zählen sie bei der Größe des Betriebsrates mit. Manche Gremien werden dadurch größer. Beschäftigte, die seit mindestens sechs Monaten im Unternehmen arbeiten, dürfen kandidieren.

Über 20.000 Beschäftigte in 77 Betrieben sind in den Betrieben der Metall,- Elektro,- und Edelmetallindustrie sowie des Kfz Handwerks im Enzkreis dazu aufgerufen, ihre Interessenvertretung im Betrieb zu wählen.

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"Betriebsratswahlen sind gelebte Demokratie im Betrieb", sagte Kunzmann. Es gehe darum, dass die Beschäftigten die Arbeitsbedingungen konkret mitgestalten und verbessern könnten. "Wenn es nicht die Beschäftigten mit ihrer Gewerkschaft tun, tut es keiner", sagte Kunzmann. Die IG Metall wolle den Anteil junger Menschen, Frauen und Angestellten in den Betriebsratsgremien erhöhen.

Bei den BR-Wahlen in 2010 wurden 521 Betriebsräte in den 77 Betrieben gewählt. Davon waren 143 Frauen. Dieser Anteil von 27% entspricht exakt dem Beschäftigtenanteil der Frauen in den Betrieben. Die ausländischen Mitbürger sind mit einem Anteil von 6% deutlich unterrepräsentiert. Drei von vier Betriebsräten und Betriebsrätinnen gehören der IG Metall an. Das ist ein klares Votum der Belegschaften für unsere Betriebs- und Tarifpolitik.

"Wir wollen die gesamte Belegschaft repräsentieren", sagte Kunzmann.
Weiter wollen wir die Anzahl der Betriebe mit Betriebsräten weiter steigern. So wurde 2013 bei ROB erstmals ein Betriebsrat gewählt.

Im Audi-Zentrum wurde von den Beschäftigten erstmals ein Wahlvorstand gebildet, der die Betriebsratswahl durchführt.

Bei der Firma Admedes Schuessler hat sich die IG Metall mit der Geschäftsleitung und dem Mitarbeiterausschuss verständigt, noch im ersten Halbjahr die erstmalige Betriebsratswahl durchzuführen.

In beiden Betrieben funktioniert die Zusammenarbeit mit den Geschäftsführungen gut. Dies ist längst nicht in allen Betrieben so weiß Gewerkschaftssekretär Arno Rastetter von der IG Metall zu berichten.

Noch immer herrscht bei vielen Beschäftigten die Angst vor, sich aktiv für Betriebsratswahlen einzusetzen. Dies gilt bei der Firma Kramski wie auch bei IMO und Felsomat, so Rastetter weiter. Wir werden aber auch dort die Beschäftigten zu denen es bereits Kontakt gibt, weiter darin bestärken sich einen Betriebsrat zu wählen. Unser langfristiges Ziel ist und bleibt:

Kein Betrieb ohne Betriebsrat.

Dieses Ziel ist kein leichtes. Aktive und selbstbewusste Betriebsräte sind für die Gewerkschaften kein Selbstzweck. Denn sichere und faire Arbeit gibt es nur mit Betriebsräten. Betriebe mit Betriebsrat haben deutlich sicherere Arbeitsplätze. Sie tun mehr für Gesundheit, Weiterbildung und haben häufiger Arbeitszeiten, die die Vereinbarkeit von Arbeit und Leben unterstützen.

Betriebliche Mitbestimmung trägt auch zum nachhaltigen Unternehmenserfolg bei, erklärt Rastetter von der IG Metall. Als Beispiel verweist Rastetter auf die Bewältigung der Krise 2009. "Das gemeinsame Krisenhandeln war nur auf dieser Grundlage überhaupt möglich."

Unsere betriebliche Verankerung entscheidet maßgeblich über tarif- und betriebspolitische Erfolge. Auch deshalb sind die Betriebsratswahlen von herausragender Bedeutung für uns.

Auch will die IG Metall die Wahlbeteiligung mindestens auf dem Niveau von 2010 halten bzw. erhöhen. Diese lag bei rund 76 Prozent - und das ist ein Wert, von dem viele Politiker nur träumen können.

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Cornelia Ast, stellvertretende Betriebsratsvorsitzende des größten Pforzheimer Metallbetriebs Witzenmann berichtet, dass es mehrere neue Aktivitäten bei Witzenmann gäbe, um die Wahlbeteiligung bei der diesjährigen Wahl zu steigern.

Für Wolf-Dietrich Glaser, stellvertretender Betriebsratsvorsitzender der Firma Mahle Behr Region Mühlacker, steht das Thema Beschäftigungssicherung seit Jahren im Mittelpunkt. Hier hat der Betriebsrat zusammen mit der IG Metall zahlreiche Vereinbarungen getroffen, um die Beschäftigung in der Region zu halten. So zuletzt mit dem Beschäftigungssicherungstarifvertrag der betriebsbedingte Kündigungen bis 2020 ausschließt, die Übernahme der Beschäftigten aus dem Standort Pforzheim nach Mühlacker sichert und die Fertigung zukunftsträchtige Produkte durch entsprechende Investitionen in Mühlacker sichert. Deshalb hat Glaser auch kein Verständnis dafür, dass einige Beschäftigte bei der diesjährigen Wahl mit einer eigenen Liste antreten und so der Belegschaft die Möglichkeit nehmen, in einer Persönlichkeitswahl die Beschäftigten in den Betriebsrat zu wählen die sie jeweils dazu für am fähigsten halten.

Mitbestimmung und Beteiligung sind die Voraussetzung einer erfolgreichen und zukunftsorientierten Politik.

Diese Überzeugung war Anlass für unsere Beschäftigungsbefragung, so Kunzmann . Über eine halbe Million Beschäftigte haben sich daran beteiligt. Bei uns im Enzkreis über 4.300 erläutert Kunzmann.
Hierzu lagen detaillierte Auswertungen vor.

Diese zeigten konkrete betriebliche Herausforderungen. Sie würden nun vor Ort diskutiert und bearbeitet.

Wir werden uns konsequent den Zukunftsthemen der Arbeitswelt - wie sie sich auch aus der Beschäftigtenbefragung ergeben zuwenden, erklärt Kunzmann. Es seien insbesondere die Themenfelder:

  • Flexibilität und Arbeitszeitgestaltung,
  • Vereinbarkeit von Arbeit und Leben,
  • Berufliche Entwicklungschancen für alle,
  • Altersgerechtes Arbeiten,
  • Flexible Übergänge und zusätzliche Altersvorsorge.

Die IG Metall sei entschlossen, die Zukunft der Arbeit mit praxistauglichen arbeits- und tarifpolitischen Konzepten mitzugestalten.

Die demografischen Veränderungen, die Globalisierung der Wertschöpfungsketten sowie der verstärkte Einsatz von Zukunftstechnologien in der Industrie führten zu enormen Veränderungen in der Arbeitswelt.
Beispiele hierfür seien:

  • Fertigungsroboter sind in den Fabriken längst etabliert, eine neue Generation mobiler Leichtbauroboter erobert die Werkhallen.
  • Naturfaserbasierte Werkstoffe ersetzen Stahl.
  • Nanotechnologien setzen neue Maßstäbe in der Miniaturisierung.

Die sogenannte " vierte industrielle Revolution" setze das gesamte Fabriksystem unter Veränderungsdruck. An die Stelle mechanischer und mechatronischer Produkte treten softwaregesteuerte und über das Internet vernetzte Systeme, die zunehmend autonom agieren können.

Technikentwicklung und Arbeitsgestaltung müssen zusammen geführt werden.
Dazu braucht es selbstbewusste Betriebsräte. Die Rede vom "Mensch im Mittelpunkt bleibt sonst nur pures Gerede", erklärt Kunzmann von der IG Metall Pforzheim.

Letzte Änderung: 10.09.2019