Nach dem die Beschäftigten in den Behrwerken Mühlacker, Pforzheim und Vaihingen in den letzten beiden Wochen die Arbeit bereits für eine Stunde ruhen ließen und früher nach Hause gingen, hatte die IG Metall nun die Frühschicht im Werk Mühlacker erneut zum Warnstreik aufgerufen und mit einer Kundgebung vor dem Tor die streikbereitschaft unterstrichen.

Schon einmal stand das Behr Werk im Zentum eines bedeutenden Arbeitskapfes in Baden-Württemberg. Der erste Bevollmächtigte der IG Metall Martin Kunzmann, erinnerte in seiner Rede an den siebenwöchigen Streik bei Behr zur Durchsetzung der 35 - Stunden - Woche im Jahre 1984.

Auch dieses mal sind die Beschäftigten wieder streikbereit, wenn es darauf ankommt ist sich Kunzmann von der IG Metall Pforzheim sicher.

Für die Arbeitgeber ist nun nicht mehr viel Zeit zum einlenken so Kunzmann. Wenn sie einen Arbeitskampf verhindern wollen, müssen sie sich jetzt bei allen drei Themen bewegen, sonst kracht es. Schon zu lange halten sie uns ohne konkrete Angebote bei den Themen Leiharbeit und unbefristete Übernahme hin. Seit Monaten liegen die Forderungen und Vorschläge auf dem Tisch ohne dass sich was bewegt. Morgen laufen die Uhren unweigerlich ab.

Wer den Beschäftigten nur Magerkost anbieten will, muss die Suppe des Arbeitskampfs dann auch auslöffeln, so Kunzmann.

Frederic Striegler machte deutlich dass es für die Perspektiven der Jugend unerlässlich ist, dass die Auszubildenden nach ihrer Ausbildung in ein unbefristetes Arbeitsverhältnis übernommen werden. Dass dies ohne Probleme möglich ist zeige gerade das Beispiel bei Behr, wo die Auszubildenden seit Jahren allesamt unbefristet übernommen werden.

Der Betriebsratsvorsitzende der Firma Behr, Dieter Kiesling, erinnert in seiner Rede daran, dass die Unternehmen der Branche in Deutschland letztes Jahr an ihre Aktionäre 26 Milliarden Euro ausgeschüttet haben. "Die Erfüllung der gesamten Lohnforderung von 6,5% würde nur 10 Milliarden kosten, so Kiesling. Somit gäbe es keinen Grund den Beschäftigten eine gerechten und dauerhaften Anteil zu verwehren.

Er erinnerte die Beschäftigten daran, dass es auch bei Behr immer mal wieder Begehrlichkeiten seitens der Geschäftsleitung gab, einen bestimmten Prozentsatz Leiharbeiter zu beschäftigen. Auch wenn der Betriebsrat bei Behr dies immer verhindern konnte, gäbe es dennoch 900.000 Leiharbeiter in Deutschland. Das ist eindeutig zu viel.
"Arbeit darf nicht zur Ramschware verkommen," rief er den Kundgebungsteilnehmern
mit Blick auf die deutlich geringeren Löhne von Leiharbeitern zu.

Mit Blick auf das Verhalten der Geschäftsleitung bei Behr ging er auf die Zugeständnisse der Arbeitnehmer in der Krise ein.

"Mittlerweile habe wir durch die Mahle Beteiligung das Eigenkapital wieder erhöht und die Verluste aus eigener Kraft wieder gedreht, so Kiesling.

Behr konnte in der jüngsten Bilanzpressekonferenz ein Ergebnis von 135 Millionen Euro präsentieren.

"Vor diesem Hintergrund ist die Bezahlung eines Sanierungsbeitrages der Belegschaft nicht mehr zu rechtfertigen", rief er der jubelnden Menge zu.

An der Kundgebung, an der sich nach Angaben der IG Metall rund 350 Menschen beteiligten, kamen neben den Beschäftigten von Behr auch die zum Warnstreik aufgerufenen Belegschaften von Abele und Händle.

Zu den weiteren massiven Warnstreiks in Baden-Württemberg, die für Dienstag geplant sind, ruft die IG Metall Pforzheim die Beschäftigten der Firma Harman Becker um 14.00 Uhr erneut zum Warnstreik und zur Teilnahme an der Kundgebung vor dem Werkstor auf.