Kundgebung in Remchingen
Mit Warnstreik reagierten rund 130 Beschäftigte der Früh und Normalschicht bei Johnsons Controlls und Witzenmann im Werk Remchingen auf die Hinhaltetaktik der Arbeitgeber. Diese hatten zwar in der dritten Verhandlungsrunde für die rund 800.000 Beschäftigten der Baden-Württembergischen Metall- und Elektroindustrie am 19. April in Böblingen ein Angebot vorgelegt, das jedoch von den Arbeitnehmern als Provokation empfunden wird. "Darauf gibt es nur eine passende Antwort und die heißt Warnstreiks", sagte dazu der der Gewerkschaftssekretär der IG Metall Pforzheim und Hauptredner der Remchinger Kundgebung, Arno Rastetter.

Rastetter weiter: "Es waren die Arbeitgeber, die ein Angebot vorgelegt und somit die Auseinandersetzung angeheizt haben. Sie haben den Konflikt mit Gegenforderungen unnötig befeuert, statt uns einer Lösung der Tarifrunde näher zu bringen." Das Angebot habe keine Substanz, biete beim Geld deutlich zu wenig und bei unbefristeter Übernahme und Leiharbeit nichts. Statt dessen haben die Arbeitgeber zusätzliche Forderungen auf den Tisch gelegt und wollen Arbeitszeiten und befristete Arbeitsver-träge ausweiten.
Um den Tarifkonflikt zu lösen, seien Ergebnisse zu allen drei Forderungen der IG Metall erforderlich, betonte Rastetter: "Wir fordern 6,5 Prozent mehr Geld, eine erweiterte Mitbestimmung bei Leiharbeit und die unbefristete Übernahme der Ausgebildeten."
Das Zitat des Gesamtmetallchefs Kannegieser, dass es der IG Metall bei dieser Forderung in erster Linie wohl um Mitgliederwerbung der IG Metall unter jungen Leuten ginge und dies einst die Methode des Rattenfängers von Hameln war, der mit seinen Schalmeienklängen unsere Kinder verführte" nannte der Pforzheimer IG Metaller unverschämt haltlos und billig. Er forderte die Geschäftsleitung von Witzenmann auf, auf den Arbeitgeberverband mäßigend einzuwirken damit dieser der IG Metall ein verhandlungsfähiges Angebot vorzulegt.

Rüderiger Münz, Betriebsrat und IG Metall Vertrauensmann im Werk Remchingen, brachte die Stimmung der Beschäftigten auf den Punkt: "Das Angebot drei Prozent mehr Lohn für 14 Monate, ist ein Schlag ins Gesicht für alle Metallerinnen und Metaller im Lande," rief er den Kundgebungsteilnehmern unter deren Beifall zu.
Reallohnzuwächse sind in Anbetracht der Lohnentwicklung der letzten 10 Jahr notwendig, sind nicht nur finanzierbar und gerecht sondern in unserer Situation auch ökonomisch notwendig, denn sie stützen die Konjunktur, so Münz weiter.
Jeder merkt an der Tankstelle und im Laden dass mehr Geld in die Tasche der Beschäftigten muss, so die Botschaft des Witzenmanbetriebsrats.

Der Betriebsratsvorsitzende der Firma Johnson Controls Uwe Arp zeigte sich mit der Teilnahme seiner Kolleginnen und Kollegen aus der Produktion und Verwaltung sehr zufrieden.
Die Beschäftigten in Remchingen haben laut Arp in den Kriesenjahren erhebliche Einkommenseinbußen hinnehmen müssen, um die Arbeitsplätze in Remchingen zu sichern.
Deshalb wollen die Leute bei Johnson Controls in dieser Tarifrunde auch Ihren fairen Anteil der überdurchschnittlich guten Geschäftslage des Automobilzulieferers der letzten 2 Jahre, erklärt Arp.
Udo Mast ebenfalls Betriebsrat bei Johnsons Controls ging insbesondere mit der ho-hen Beschäftigung von Leiharbeitern kritisch ins Gericht und forderte hier bessere Mitbestimmungsmöglichkeiten für Betriebsräte. Alleine bei Johnsons Controls in Remchingen sind ständig ca. 50% der Produktionsmitarbeiter als Leiharbeiter be-schäftigt. Aus Sicht des Betriebsrates führt das zu einer Spaltung der Belegschaft, bei der die eine Hälfte für gleiche Arbeit und Leistung unter prekären Verhältnissen arbeiten und leben müsse.
Das habe mit Fairness und Respekt gegenüber den Beschäftigten nichts mehr zu tun, trug er engagiert vor.
Gerade deshalb unterstütze er die Forderung der IG Metall nach Ausweitung der Mitbestimmung bei Leiharbeit nachhaltig.
Rastetter kündigte für den Fall, dass die Arbeitgeber am 8. Mai kein wesentlich nach-gebessertes Angebot vorlegen eine massive Ausweitung der Arbeitsniederlegungen an.
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Letzte Änderung: 03.05.2012