"Facharbeitermangel nur ein Mythos"

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28.09.2011 Metall- Edelmetall- und Elektrobetriebe in der Region bilden noch zu wenig aus

Pforzheim (28.09.2011) - Die Metall- und Elektrobetriebe sowie die Edelmetallbetriebe in der Region bilden immer weniger aus. Nach Erhebungen der IG Metall Pforzheim ist die Zahl der Ausbildungsverhältnisse um etwa 18% Prozent gegenüber den Vorkrisenjahren zurückgegan-gen.

"Zwar ist die Ausbildungsplatzsituation für den Kammerbezirk insgesamt besser geworden, aber für den Bereich der Metall und Edelmetellbranche gilt das nicht", erklärt der 1. Bevollmächtigte Martin Kunzmann. "Schon in den vergangenen Jahren befand sich das Angebot von Ausbil-dungsplätzen im Sinkflug." Zudem werden in der Region überdurchschnittlich viele junge Leute nach einer erfolgreichen Ausbildung nicht übernommen. Während im baden-württembergischen Durchschnitt drei Prozent der Auszubildenden nach der Facharbeiterprüfung nicht weiterbe-schäftigt werden, sind es im Enzkreis elf Prozent.

"Wir haben viele Handwerksbetriebe im Kfz-Bereich, die ihre Azubis als billige Arbeitskräfte missbrauchen", und dann nach der Ausbildung nicht übernehmen, kritisiert Kunzmann.

Verschärft wird die Situation durch die zunehmende Ausbreitung unsicherer Arbeitsverhältnisse. "Nur noch etwa 24 Prozent der Auszubildenden, die einen Anschlussvertrag erhalten, werden unbefristet übernommen", betont der 1. Bevollmächtigte. "Viele der jungen Menschen lernen so etwas wie Planungssicherheit gar nicht mehr kennen."

Vor dem Hintergrund dieser angespannten Situation hält Kunzmann das in der Industrie und in der Politik weitverbreitete Wehklagen über einen "Facharbeitermangel" für bloßes Gerede: "Das ist doch nicht mehr als ein bewusst betriebener Mythos, um weiter Löhne drücken und von der in Wahrheit alles andere als tollen Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt ablenken zu können."

Letzte Änderung: 28.09.2011