Aktionstag Arbeit sicher und fair

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24.02.2011 Pforzheimer Metaller beteiligen sich am bundesweiten Aktionstag mit einer Kundgebung in Brötzingen.

Unter dem Motto Arbeit, sicher und fair, sonst ruht die Arbeit und wir legen uns quer, beteiligten sich rund 300 Gewerkschafter an der Kundgebung der IG Metall Pforzheim vor der Firma Inovan im Brötzinger Tal.

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Die Beschäftigten der Metall- und Edelmetallindustrie haben viele Monate lang zurückgesteckt, damit nach den Tiefschlägen durch die Finanzmarktkrise jetzt überhaupt wieder Geschäfte gemacht werden können. Gerade in Pforzheim waren viele Betriebe besonders von der Kriese gebeutelt, so Karl-Heinz Kortus von der IG Metall Pforzheim.

Jetzt in den Zeiten des Aufschwungs, wehren sich die IG Metaller dagegen, das die Arbeitswelt durch eine neue Flut von Leiharbeit und prekärer Beschäftigung für alle schlechter und unsicherer wird.
Mehr als zwei Drittel der Unternehmen setzten auf Leiharbeit, statt neu einzustellen. Leiharbeit und sachgrundlose Befristungen sind schon längst nicht mehr die Ausnahme, sondern die Regel.

Die jüngste Befragung unserer Betriebsräte gerade auch im Enzkreis bestätigt leider. Dieser Holzweg ist bei den Arbeitgebern noch beliebter geworden. Nicht einmal ein Fünftel des Beschäftigungszuwachses in der Metallindustrie geht auf das Konto normaler Arbeitsverhältnisse. Und die Leiharbeiter haben laut einer Studie, die die IG Metall Pforzheim in Auftrag gegeben haben nur zu 5% die Chance fest übernommen zu werden.

Dabei verfolgt die IG Metall zwei Stoßrichtungen: Zum einen die Arbeitgeber. Sie wollen nach Einschätzung der IG Metall wieder einmal die Gunst der Stunde nutzen, um mit möglichst billiger Arbeit möglichst lange Sonderprofite zu machen.

Kortus fordert: "Stoppt diesen unsinnigen Dumpingwettlauf zu Lasten der Menschen."

Die zweite Stoßrichtung unserer Forderungender IG Metall richtet sich an die Bundesregierung. Wochenlang hat sie im Vermittlungssausschuss zu den Hartz IV-Gesetzen eine sinnvolle Regulierung der Leiharbeit und die Absicherung des Niedriglohnsektors durch existenzsichernde Mindestlöhne verweigert.

Inzwischen steht das Ergebnis fest: Equal Pay für Leiharbeit, das soll es bei Schwarz-Gelb nicht geben, so die IG Metall.

Tatenlos wird zugeschaut, wie neben der Leiharbeit eine neue Krankheit den Arbeitsmarkt infiziert. Kortus fordert Merkel und von der Leyen zum sofortigen Handeln auf.

Es sei ökonomischer Unsinn, wenn der Steuerzahler jedes Jahr allein 11 Milliarden aufbringen muss, um Armutslöhne aufzustocken.

Der Vorteil der deutschen Wirtschaft liegt in der Kreativität und in der Innovationskraft besonders gut qualifizierter Fachkräfte. Es sei daher töricht, diese Fachkräfte durch Dumping-Strategien der Arbeitgeber und durch das Nichtstun der Regierungsparteien unter Druck zu halten. Und es ist ein Rückschritt für die ganze Gesellschaft, immer größere Segmente der Arbeitswelt mit prekärer Beschäftigung zu füllen.

Wir brauchen qualifizierte, motivierte und selbstbewusste Menschen in guten Arbeitsverhältnissen. Leiharbeit, wie sie heute aus dem Ruder gelaufen ist, die passt zur guten Arbeit wie Mist und Jauche zum guten Essen und Trinken, so der Gewerkschafter.

Die Pforzheimer IG Metall hat zu dem Aktionstag aufgerufen, um dies als Signal an Politik und Arbeitgeber zu senden.

Leiharbeit, wenn sie gleichbezahlt wird, soll es weiter geben, um Flexibilität beim Abarbeiten kurzfristiger Aufträge zu gewinnen. Doch was jetzt unbedingt beendet werden muss, ist der Einsatz von Leiharbeit für kompromisslose Lohndumpingstrategien. Sie haben drei negative Konsequenzen:

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Erstens die Belegschaften werden mit Leiharbeit, Werkverträgen und Befristung gespalten. Die eine Arbeitnehmergruppe wird diskriminiert, die andere unter Druck gesetzt.

Zweitens: Mit Leiharbeit, Werkverträgen und Befristungen wird nachweislich versucht, die Schutzfunktion von Tarifverträgen zu unterlaufen und betriebliche Mitbestimmung zu umgehen. Im System von "hire and fire " bleiben Tür und Tor geöffnet, während Festeinstellungen zur exklusiven Ausnahme werden und der Kündigungsschutz auf diese Weise keine Bedeutung mehr hätte.

Drittens steht das ganze System der tarifvertraglichen Regulierung von Arbeitsbedingungen zur Disposition, wenn die unheilige Allianz von Leiharbeit, Werkverträgen und Befristungen gebündelt als Instrument des Lohndumpings eingesetzt werden.

Wir verlangen von der Politik, dass sie unwürdige und prekäre Arbeit verbietet statt begünstigt.

Wir verlangen von den Arbeitgebern eine faire Reglung für ein Mehr an Flexibilität statt schmutziger Tricks für ein Mehr an Profit, rief der Gewerkschafter den Demonstranten unter derem Jubel zu.

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Was prekäre Beschäftigung für die Jugend bedeutet machte Martina Teubner von der IG metall Jugend deutlich:

Angefangen bei der Ausbildungsplatzsuche, die für Jugendliche leider häufig mehr Frust als Lust bedeutet, geht es weiter über katastrophale Bedingungen in so manchen Berufsschulen, bis hin zu Beschäftigungsformen nach der Ausbildung, die eine Zukunft nicht planen lassen.

Gerade die Jugend ist stark von der Leiharbeit betroffen. Es ist ein Skandal, dass die gut ausgebildeten Jungfacharbeiter nach Ihrer bestandenen Abschlussprüfung nur befristet oder gar nicht übernommen werden.

"Wie soll ein junger Mensch Berufserfahrung sammeln und sich ein eigenständiges Leben aufbauen können, wenn er keine unbefristete Anstellung erhält?" fragt sie in die Menge

Sie hat als Betriebsrätin der Firma Pretema selbst miterleben müssen, dass ausgelernte Facharbeiter nicht übernommen wurden und auf Grund von mangelnder Berufserfahrung keine neue Anstellung gefunden haben. Was ihnen als einziges außer Harz IV übrig geblieben ist war zu einer Leiharbeitsfirma zu gehen.

Und die Härte ist es nach ihrer Meinung, wenn sie dann ein paar Monate nach ihrer Ausbildung als Leiharbeiter in der Firma arbeiten, in der sie kurz zuvor nicht übernommen wurden. Und das dann mit einem Gehalt, welches bis zu 40% geringer ist, als wenn sie auf dem selber Arbeitsplatz übernommen worden wären. Zwischenzeitlich konnte der Betriebsrat eine Vereinbarung abschließen, mit der die Leiharbeiter annähernd das gleiche Geld verdienen wie die Stammbelegschaft.

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Die Betriebsratsvorsitzende der Firma Inovan stellte in ihrer Rede heraus dass klar sei dass in der Frage Leiharbeit eine Regelung für die Betroffenen bei INOVAN her muss. Man sei mit dem Arbeitgeber zwischezeitlich einig, dass die Quote für Leiharbeit künftig max 10% der Belegschaft betragen darf. Leiharbeitsverhältnisse werden max. für die Dauer von 7 Monaten abgeschlossen. Arbeitsplätze die 7 Monate mit Leiharbeit besetzt waren müssen mind. in ein befristetes Arbeitsverhältnis umgewandelt werden. Dies bedeutet laut Sing ab 7 Monaten gleiches Geld für gleiche Arbeit. Es darf nicht vergessen werden, dass Leiharbeiternehmer max. die ½ des Bruttoeinkommens der Stammbelegschaft haben so die Gewerkschafterin, die selbst Mitglied der Tarif und Verhandlungskommission im Edelmetallbereich ist.

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"Bis gesetzliche Regelungen verabschiedet sind wird die IG Metall Pforzheim die Auseinadersetzung in den Betrieben weiterführen," macht Karl Heinz Kortus zum Schluss der Kundgebung deutlich. Man habe bei Behr und Doduco die Leiharbeit von Grundsatz ausgeschlossen und wird neben den bestehenden Vereinbarungen bei Abele, Scheufele, Pretema und Inovan auch in allen übrigen Betrieben nicht locker lassen. Auch eine Regelung im Flächentarifvertrag schließt der Gewerkschafter nicht aus.

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Karl-Heinz Kortus

Karl-Heinz Kortus

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Sonja Sing

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Martina Teubner

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Rüdiger Münz

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IG Metall Kapp

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Kundgebung Aktionstag

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Letzte Änderung: 24.02.2011