Trendwende bei der Mitgliederentwicklung

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21.09.2007 IG Metall Pforzheim und Karlsruhe ziehen gemeinsam Bilanz einer erfolgreichen Arbeit

Remchingen - Die IG Metall hat die negative Mitgliederentwicklung der zurückliegenden Jahre nahezu gebremst. "Die IG Metall ist bei der Mitgliederentwicklung auf einem guten Weg. Gegenwärtig gibt es mehr Neuaufnahmen als Austritte. Damit ist die Trendwende geschafft", sagte Bertin Eichler, Hauptkassierer der IG Metall, am Dienstag in Remchingen anlässlich der gemeinsamen Delegiertenversammlung der IG Metall-Verwaltungsstellen Karlsruhe und Pforzheim. Die Behauptung, dass der IG Metall die Mitglieder davon liefen, träfe nicht mehr zu. Insbesondere die Zahl der Mitglieder in den Betrieben steige kontinuierlich, betonte Eichler. So ist in der IG Metall-Verwaltungsstelle Karlsruhe das Minus bei den betrieblichen Mitgliedern auf 0,4 Prozent geschrumpft und in der IG Metall-Verwaltungsstelle Pforzheim gab es bereits einen Zuwachs um 1,2 Prozent.

Eine positive Mitgliederentwicklung sei ein wesentlicher Beitrag zu Stärke und Geschlossenheit, betonte Eichler mit Blick auf den bevorstehenden Gewerkschaftstag der IG Metall Anfang November in Leipzig.

Deshalb ist es wichtig die neuen Auszubildenden von der Notwendigkeit der IG Metall Mitgliedschaft zu überzeugen, so die Botschaft des für beide Regionen zuständigen IG Metall Jugendsekretärs Christian Velsink. In den letzten Jahren gelang uns das immer besser. Die Zahlen bei den Azubis sind sowohl in Karlsruhe als auch in Pforzheim positiv.

Kritisiert wurde vom IG Metall-Vorstand Eichler, dass maßgebliche Teile von Politik und Wirtschaft offenbar einen "ungebremsten Kapitalismus" durchzusetzen versuchten. "Selbst in profitablen Unternehmen mit satten Gewinnen können sich heute die Beschäftigten ihres Arbeitsplatzes nicht mehr sicher sein. Es zählt alleine der Profit, der kurzfristige Shareholder Value", sagte Eichler.

Dies unterstrichen auch die Beiträge der beiden ersten Bevollmächtigten der IG Metall Angel Stürmlinger aus Karlsruhe und Martin Kunzmann aus Pforzheim die auf die zurückliegenden Betriebsschließungen in diesem Jahr eingingen. So ging mit der Schließung von DISA und der Entlassung der letzten 60 Beschäftigten ein wichtiges Kapitel Durlacher Industriegeschichte der Badischen Maschinenfabrik endgültig zu Ende.

Die Schließung von Sanmina besiegelt das Ende der ehemaligen Leiterplattenfertigung der Siemens AG. Diese macht Stürmlinger im wesentlichen auch für die Misere bei Sanmina die zur Vernichtung von 260 Arbeitsplätzen im Karlsruher Westen führte, verantwortlich. Siemens hatte den Bereich zuvor ausgelagert und die Produkte nur zu Preisen unter den Produktionskosten abgenommen. Die Beschäftigten hatten sich mit einer 11 tägigen Betriebsversammlung gegen die Schließung zur Wehr gesetzt. Dadurch konnten die Beschäftigten die Zahlung von Sozialabfindungen verdoppeln und eine Beschäftigungsgesellschaft durchsetzen, nicht aber die Vernichtung der Arbeitsplätze verhindern, so Stürmlinger

Kunzmann erinnerte mit der Schließung der Schmuckfabrik Trautz an den Verlust eines weiteren Betriebs der Pforzheimer Traditionsindustrie. ´

Bei ITT Flygt wurde der Betrieb in Pforzheim trotz einer Umsatzrendite von 21% von der Konzernleitung in Schweden aus "strategische Gründen" geschlossen. Daran wird deutlich mit welcher Rücksichtslosigkeit die Konzernchefs Existenzen von Arbeitnehmerfamilien vernichten, so Kunzmann. "Immerhin konnten die nahezu zu 100% in der IG Metall organisierten Beschäftigten mit einem dreieinhalb wöchigem Arbeitskampf eine Beschäftigungsgesellschaft sowie einen Sozialplan durchsetzen der ein mehrfaches dessen an Abfindungen beinhaltet wie das in der Region üblich ist."

Von der Bundesregierung forderte Eichler statt weiterer Verunsicherung der Menschen, eine Politik gegen Armut und Ungerechtigkeit, wie etwa die Einführung eines gesetzlichen Mindestlohns und die Begrenzung von Leiharbeit: "Das ist nicht nur eine Frage der moralischen Glaubwürdigkeit dieser Bundesregierung gegenüber den Schwächsten in unserer Gesellschaft. Das ist auch eine Frage der Gerechtigkeit", machte Eichler im weiteren Verlauf der Veranstaltung deutlich.

Zahlreiche Redner unterstrichen die Forderung nach einem gesetzlichen Mindestlohn und schlossen sich Eichlers Kritik an der Regierung in Bezug auf das Arbeitslosengeld II und der Rente mit 67 an. Insgesamt nahmen rund 100 Delegierte aus dem Landkreis Karlsruhe und dem Enzkreis teil, die den Anspruch der IG Metall nach Gerechtigkeit in der Gegenwart und Zukunft unterstrichen.

Letzte Änderung: 27.11.2007