DGB zum Internationalen Frauentag

Vorschaubild

06.03.2024 Für eine geschlechtergerechte Gesundheitsversorgung - auf dem Land wie in den Städten

Anlässlich des Internationalen Frauentags am 8. März macht sich der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) Baden-Württemberg für eine bessere Gesundheitsversorgung von Frauen stark.

Maren Diebel-Ebers, stellvertretende Vorsitzende DGB Baden-Württemberg: "Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Herzinfarkt tödlich endet, ist bei Frauen mehr als doppelt so hoch wie bei Männern. Ein Grund hierfür sind Fehldiagnosen, für Frauen ungeeignete Therapieansätze und mangelndes Wissen über den weiblichen Körper. Die biologischen Unterschiede zwischen Frau und Mann müssen zukünftig in der Medizin stärker berücksichtigt werden. Nicht nur Gesundheitsrisiken, Symptome und Krankheitsverläufe können sich unterscheiden. Frauen und Männer sprechen in vielen Fällen auch unterschiedlich auf Therapien an."

Der DGB fordert die Landesregierung auf mehr zu tun für eine geschlechtergerechte medizinische Forschung. Diebel-Ebers weiter: "Grün-Schwarz hat im Koalitionsvertrag versprochen, die geschlechtersensible Grundlagenforschung voranzubringen. Passiert ist bisher noch nichts. Wir fordern die Landesregierung auf, einen entsprechenden Lehrstuhl einzurichten. Eine geschlechtergerechte Medizin wird nur zum Standard, wenn Forschung und Lehre auf dieses Ziel ausgerichtet sind. Die Forschung hat sich zu lange allein an Männern orientiert, weil Frauen im gebärfähigen Alter seltener in Studien einbezogen wurden. Bei verschiedenen Medikamenten ist erst nach der Zulassung entdeckt worden, dass sie für Frauen größere Risiken bergen. Diese biologischen Unterschiede müssen zukünftig stärker in der Forschung berücksichtigt werden und neue Erkenntnisse auch in Ausbildung und Praxis einfließen."

Zudem kritisiert der DGB, dass sich die Versorgung mit Hebammen und Geburtsstationen hat sich in den vergangenen Jahren deutlich verschlechtert hat.

In vielen Regionen sind Geburtsstationen nicht mehr unter 45 Minuten Fahrzeit mit dem Auto erreichbar. Hier braucht es einen Masterplan, wie werdende Mütter in zumutbarer Zeit eine Geburtsklinik erreichen können.

Im Zuge der von der Bundesregierung geplanten Krankenhausreform soll die Gründung von medizinischen Versorgungszentren (MVZ) erleichtert werden. Der DGB hält das für einen guten Weg, um gerade auf dem Land bessere Versorgungsstrukturen für Frauen und Familien zu etablieren. Diebel-Ebers weiter: "Die Kommunen brauchen Unterstützung bei der Gründung von solchen Versorgungszentren. Hier ist die Landesregierung gefordert. Gerade ländliche Regionen würden von einem Netz an breit aufgestellten Versorgungszentren profitieren." Der DGB erwartet, dass die bereits seit Längerem diskutierte Krankenhausreform nun nicht weiter verzögert wird.

Die DGB-Gewerkschaften nehmen die Landesregierung auch in Sachen Entgeltgleichheit in die Pflicht. Farina Semler, Vorsitzende des Bezirksfrauenausschusses des DGB Baden-Württemberg: "Die Landesregierung hat 2021 eine Gleichstellungsstrategie angekündigt, von der wir einiges erwarten. Seit wenigen Tagen liegt die vom Sozialministerium in Auftrag gegebene Studie vor, auf deren Basis die Strategie entwickelt werden soll. Doch Überraschungen bleiben aus. So ist auch die Lohnlücke kaum geschrumpft. Frauen verdienen in Baden-Württemberg durchschnittlich 22 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen. Damit trägt der Südwesten weiterhin die rote Laterne."

Semler weiter: "Von der Landesregierung erwarten wir, dass die zu entwickelnde Gleichstellungsstrategie auch Werkzeuge enthält, mit der die Lohnlücke nennenswert verringert wird. Der im Koalitionsvertrag versprochene Lohnatlas, die Reform des Landestariftreue- und Mindestlohngesetzes sowie die Reform des Chancengleichheitsgesetzes - das sind Maßnahmen, die notwendig sind, um der Entgeltgleichheit ein Stück näher zu kommen. Gleicher Lohn für gleiche und gleichwertige Arbeit - das muss das Ziel sein."

Letzte Änderung: 05.03.2024