Transformation gerecht gestalten

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21.02.2023 Bei der Automobilzulieferer-Konferenz am 13. Februar 2023 wurde die ESSLINGER ERKLÄRUNG verabschiedet

Die ESSLINGER ERKLÄRUNG:

Für eine Zukunftsperspektive der Automobilzulieferer in Baden-Württemberg:
Esslinger Erklärung zur Zulieferer-Konferenz der IG Metall Baden-Württemberg
am 13. Februar 2023

"Die Zukunft hängt davon ab, was wir heute tun" Mahatma Gandhi

Die Automobilzulieferer im Südwesten haben maßgeblich zur Erfolgsgeschichte der deutschen Automobilwirtschaft beigetragen. Ohne die starke Zulieferindustrie wäre das Autoland Baden-Württemberg undenkbar. Wohlstand und Arbeitsplätze hängen von lokal ansässigen Zulieferbetrieben ab, die den Menschen gute Arbeit und sicheres Einkommen bieten.

Aber lässt sich diese Erfolgsgeschichte auch in die Zukunft fortschreiben? Darüber machen wir uns große Sorgen. Anstatt den Wandel gemeinsam zu gestalten, flüchten immer mehr Unternehmen aus ihrer Verantwortung und verlagern Produktion und Entwicklung ins Ausland. Auch die politischen Rahmenbedingungen bremsen die Modernisierung und erschweren die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit der Automobilzulieferer.

Die IG Metall Baden-Württemberg hat mit Expert*innen gesprochen, eine umfangreiche Befragung durchgeführt und eine Konferenz veranstaltet. Die Ergebnisse bestätigen die Beobachtungen: Bestehende Produktionen werden entweder massiv verlagert oder die Lokalisierung von Zukunftsprodukten findet gleich direkt in Osteuropa statt. Auch der Bereich "Forschung und Entwicklung" steht unseren Erhebungen zufolge massiv unter Verlagerungsdruck.

Wir wollen nicht zusehen, wie die Zukunft woanders aufgebaut wird! Gemeinsam sehen wir vor allem die Chancen, die sich aus der Transformation ergeben. Zukunftsprodukte können zu einem wahren Beschäftigungsmotor avancieren. Die Zukunft der Automobilzulieferindustrie muss dafür aber hier aufgebaut werden! Zukunft ist nicht zufällig, Zukunft wird gemacht, Zukunft ist gestaltbar.

Gemeinsam nehmen wir, die Betriebsrät*innen der Automobilzulieferer sowie die IG Metall Baden-Württemberg, die Verantwortung mit dieser gemeinsamen Erklärung an. Wir wollen und werden diese Zukunft mitgestalten!

I. Die IG Metall Baden-Württemberg gestaltet Transformation aktiv mit
Vor uns liegen gewaltige Aufgaben. Transformation kann nur gelingen, wenn die Menschen beteiligt werden. Umso wichtiger, dass Perspektiven und Arbeitsplätze vor Ort erhalten bleiben. Wir beteiligen uns aktiv an der strategischen Aufstellung der Betriebe und bringen dafür das erfolgreiche Workshop-Format des Zukunfts-Checks für Betriebsrät*innen in die Fläche. Durch unsere Initiative konnten vier regionale Transformationsnetzwerke im Südwesten etabliert werden. Diese vernetzen die unterschiedlichen Stakeholder einer Region und bieten gezielte Beratungs- und Qualifizierungsangebote für die betroffenen Unternehmen und Beschäftigten. Das Jahr 2023 wird entscheidend! Wir müssen jetzt die Weichen stellen, damit Baden-Württemberg auch in Zukunft noch Autoland ist!

II. Unternehmen müssen sich zum Standort Baden-Württemberg bekennen
Arbeitsplätze im großen Stil abzubauen und Produktion sowie Forschung und Entwicklung ins Ausland zu verlagern ist strategisch kurzsichtig und unternehmerisch verantwortungslos. Zentral für das Gelingen der Transformation ist, dass dort, wo heute die Industrie und Wirtschaft blüht, keine industriellen Wüsten entstehen.
Wir fordern von den Zulieferunternehmen ein klares Bekenntnis zum Standort Baden-Württemberg! Ein aktives Gestalten der Transformation vor Ort auf Augenhöhe mit den Beschäftigten und Betriebsrät*innen statt opportunistischem Abwarten!

III. Politik muss Verantwortung übernehmen
Nachhaltige Arbeitsplätze durch kluge Industriepolitik. Sie muss den Rahmen schaffen, wenn wir ein starkes Industrieland bleiben wollen. Dazu muss massiv in die Zukunft, auch die der Beschäftigten, investiert werden. Die jetzigen Instrumente reichen bei Weitem nicht aus.

Wir fordern starke Förder- sowie Investitionsprogramme vor Ort. Die Politik muss stärker als bisher dem Fachkräftemangel entgegenwirken - nur mit den besten Köpfen können wir auch die besten Ideen und Produkte entwickeln!
Regionale Strukturpolitik sollte sich nicht nur an strukturschwache Regionen richten, sondern viel mehr als bislang ihren Fokus auf die vorhandenen industriellen Stärken im Umbruch richten.

Das EU-Beihilferecht darf die Förderung der regionalen Transformation durch Land und Bund nicht behindern!

All dies erfordert massive öffentliche und private Investitionen. Es ist noch nicht zu spät, die Trendwende zu schaffen! Wir sagen: Unsere Beschäftigten, unsere Produkte und unsere Standorte in Baden-Württemberg sind es wert!

Letzte Änderung: 21.02.2023