DGB zum Internationalen Frauentag

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08.03.2022 Der Wandel ist weiblich!

Seit über hundert Jahren steht der Internationale Frauentag für die Gleichberechtigung von Frauen und Männern. Auch der Deutsche Gewerkschaftsbund und seine Gewerkschaften machen jedes Jahr am 8. März auf die ungleiche Behandlung von Frauen und Männern aufmerksam.

So sind gerade die Verhandlungen für die Beschäftigten in Kindertagesstätten, bei der Behindertenhilfe und in der sozialen Arbeit gestartet. Die Forderungen an die Vereinigung kommunaler Arbeitgeberverbände sind finanzielle Aufwertung und bessere Arbeitsbedingungen. "Im Bereich der Kindertagesstätten fehlen in Pforzheim massiv Fachkräfte und bundesweit ist eine Lücke von 173.000 entstanden. Das geht stark zulasten des vorhandenen Personals. Es ist daher unverständlich, dass die Arbeitgeber bisher keinen gemeinsamen Weg für bessere Arbeitsbedingungen und Löhne zur Attraktivität des Berufes eingeschlagen haben. Besonders ärgerlich ist, dass die Vorschläge sogar erst mal komplett abgelehnt wurden", erklärt Susanne Nittel vom DGB Pforzheim. Im Berufsfeld Soziale Arbeit sind 83 Prozent aller Beschäftigten Frauen. Sich um andere zu sorgen und zu kümmern, ist traditionell eine weibliche Aufgabe, die wenig Profit abwirft und kaum Anerkennung findet. "Damit muss endlich Schluss sein", so die Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter. Die Tarifverhandlungen gehen am 21. und 22. März weiter und der DGB fordert ein angemessenes Ergebnis.

Gleichstellung bei der Arbeit bedeute aber auch Gleichstellung in der unbezahlten Sorgearbeit. Eine wichtige Stellschraube für mehr Erwerbstätigkeit von Frauen sei die partnerschaftliche Aufteilung von unbezahlter Sorgearbeit. Der DGB erwartet von der Politik Maßnahmen, um dies zu er-leichtern. Hierzu gehören Verbesserungen beim Elterngeld und eine be-zahlte Vaterschaftsfreistellung rund um die Geburt eines Kindes. Damit erwerbstätige Mütter und Väter sich auf eine qualitativ hochwertige Betreuung ihrer Kinder verlassen können, muss die Kinderbetreuung quantitativ und qualitativ ausgebaut werden. Auch "Gutscheine" für haushaltsnahe Dienstleistungen - wie Haushalts-, Reinigungs- und Betreuungstätigkeiten - können Familien entlasten. Nach den Vorschlägen des DGB könnten ihnen so bis zur Hälfte der Kosten erstattet werden. Zudem könnten in den Privathaushalten bis zu 1,5 Millionen sozialversicherungspflichtige Jobs entstehen.

Der Wandel ist weiblich und die Liste der geforderten Veränderungen für Frauen ist lang. Ein weiteres Thema des DGB Pforzheim Enzkreis betrifft die Arbeitswelt von Frauen. "Die Pandemie, die Digitalisierung und der Kampf gegen den Klimawandel verändern die Arbeit. Diese Transformation wirkt sich auch auf Frauen und ihre Jobs aus", erklärt der DGB-Kreisvorsitzende Franz Herkens. Deshalb setzen sich der DGB und seine Mitgliedsgewerkschaften dafür ein, dass Frauen an diesem Wandel gleich-berechtigt teilhaben und selbstbestimmt arbeiten und leben können. Hinderlich seien jedoch niedrig bezahlte Jobs und ohne soziale Absicherung, sprich: Minijobs. Die geplante Ausweitung der Minijob-Grenze auf 520 Euro, lehnt der DGB deswegen ab. Die stellvertretende DGB-Kreisvorsitzende Beate Wiegand macht deutlich: "Die Ausweitung der Mi-nijobs wirft die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen am Arbeitsmarkt um Jahrzehnte wieder zurück." Der DGB fordert von der Politik, Minijobs ab dem ersten Euro voll in die Sozialversicherung einzubeziehen. So könnten sie besonders Frauen bessere Chancen auf eine eigenständige, sozial abgesicherte Existenzsicherung bieten und damit für eine bessere Rente sorgen.

Positiv sieht der DGB-Kreisverband Pforzheim Enzkreis die geplante Anhebung des Mindestlohns auf 12 Euro. Überdurchschnittlich würden gerade Frauen davon profitieren. "In frauendominierten Berufen liegt das Risiko bei 70 Prozent, dass Tätigkeiten durch die Digitalisierung künftig wegfallen. Gleichzeitig haben Frauen schlechtere Chancen, Weiterbildungen wahrzunehmen. In der Pandemie mussten gerade Mütter ihre Teilnahme häufiger Absagen", erklärt Peter Pfeiffelmann, stellvertretender DGB-Kreisvorsitzender. Er fordert familienfreundliche Angebote und eine Frauenquote für die Weiterbildung.

Am 7. März sei Equal Pay Day, so der DGB weiter. Nach aktuellen Zahlen des Statistischen Bundesamts liegt die deutsche Lohnlücke dieses Jahr bei 18 Prozent. Rechnet man den Prozentwert in Tage um, arbeiten Frauen 66 Tage, vom 1. Januar bis zum 07. März 2022, umsonst.
Die neue Bundesregierung sollte die nächsten Jahre dafür nutzen, um Zeit, Geld und Macht fair zu verteilen. Das bedeutet, auch bei klimapolitischen und digitalen Planungen die Gleichstellung als Querschnittsaufgabe mitzudenken. "Wir wissen um die vielen Sorgen nicht nur in Pforzheim, sondern auf der ganzen Welt. Wir dürfen dabei aber keines unserer Ziele aus den Augen verlieren", erklärt der DGB abschließend.

Letzte Änderung: 03.03.2022