10 Jahre Lehman-Pleite:

11.09.2018 Regulierung weiterentwickeln statt zurückdrehen

Die Pleite der Lehman Brothers Bank jährt sich zum zehnten Mal. Die Erinnerungen an entlassene Bankangestellte und Schreckensmeldungen über mögliche weitere Bankenzusammenbrüche scheinen aber zu verblassen - die Finanzbranche ruft bereits wieder nach Deregulierung. Doch Regulierung ist die Antwort auf Missstände und muss weiterentwickelt werden, fordert der DGB-klartext.

Erinnerungen an Finanzkrise verblassen
Die Pleite der Lehman Brothers Bank jährt sich bereits zum zehnten Mal. Wir erinnern uns an Bilder von entlassenen Bankangestellten, die ihre Habseligkeiten in Kartons aus den Büros räumten. Auch lange Schlangen von Menschen an Bankschaltern in Angst um ihr Erspartes prägten sich ins Gedächtnis ein. Damals gab es fast täglich neue Schreckensmeldungen über mögliche weitere Bankenzusammenbrüche. Commerzbank, HRE und WestLB lassen grüßen. Doch die Erinnerungen scheinen bei einigen in der Finanzbranche zu verblassen: Viele rufen schon wieder nach Deregulierung.

Regulierungsmaßnahmen umsetzen und anwenden
Im Nachgang der Krise wurden unter anderem mit Basel III und der Bankenunion höhere Eigenkapitalanforderung für Banken sowie neue Abwicklungsregime für kriselnde Banken eingeführt. Auch der Verbriefungs- und Derivatemarkt wurde neu geregelt und der Verbraucherschutz gestärkt. Zudem gibt es eine neue Finanzaufsichtsarchitektur. Dies sind alles richtige Schritte. Sie müssen aber auch konsequent umgesetzt und angewandt werden, dürfen nicht verwässert oder zeitlich gestreckt werden. Doch leider ist dies immer öfter der Fall.

Regulierung schade der Finanzwirtschaft
Die Finanzbranche klagt über die in ihren Augen "überbordende" Regulierung. Die Regulierung nehme den Banken die Luft zum Atmen, würge die Kreditvergabe ab und drücke somit auf die Gewinnaussichten, so die Ansicht der Finanzbranche. Heimische Institute hätten nicht die nötige Größe, um die Wirtschaft mit ausreichend Finanzierung zu versorgen. Die Regulierung verhindere dies. Deutschland brauche wieder einen "Global Player", um die Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Wirtschaft nicht zu gefährden, heißt es aus Branchenkreisen.

Horende Renditen gehören der Vergangenheit an
All das sind vorgeschobene Argumente. Die Kreditvergabe entwickelt sich gesamtwirtschaftlich gut. Dort, wo es für eine Bank lohnende Projekte gibt, wird sie solche auch finanzieren. Auch die Gewinne entwickeln sich insgesamt gut. Genossenschaftsbanken und Sparkassen machen es vor, wie man mit verantwortungsvollen Geschäften und ohne Zockerei auf den internationalen Finanzmärkten solide Erträge generieren kann. Kreditbanken und vor allem Großbanken stehen ihnen dabei um einiges nach (siehe Grafik). Die Zeiten, in denen den Bankaktionären Renditen von 25 Prozent versprochen wurden, gehören zu Recht der Vergangenheit an.

Die Wirtschaft braucht verantwirtungsvolle Banken
Regulierung ist kein Selbstzweck, sondern die Antwort auf bestehende Missstände. Banken, die im Falle eines Zusammenbruchs eine Bedrohung für die Wirtschaft darstellen, müssen streng kontrolliert und reguliert werden. Ja, die Banken stehen vor Herausforderungen. Konsolidierung, Restrukturierung und Digitalisierung sind nur einige von ihnen. Die größte Herausforderung für Banken ist allerdings das verlorengegangene Vertrauen der Kunden wiederzugewinnen. Aber mit der Forderung nach weniger Regulierung kann man dies schwerlich zurückerlangen. Und ja, Deutschland braucht funktionierende Banken, aber solche, die der Realwirtschaft dienen und nicht anders herum. Die Wirtschaft benötigt verantwortungsvolle Banken mit einer klugen strategischen Geschäftsausrichtung und keine neuen Megabanken. Fakt ist: Die Regulierung gehört weiterentwickelt und nicht zurückgedreht. Das sollte eine Lehre aus der Lehman-Pleite und der Krise von vor 10 Jahren sein.

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Letzte Änderung: 09.09.2018