Mehr Leiharbeit und Werkverträge

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08.10.2018 IG Metall Pforzheim und Betriebsräte fordern mehr Mitbestimmungsmöglichkeiten bei betrieblichen Ausgliederungen

Trotz Wirtschaftsboom und Arbeitskräftemangel gliedern Industriebetriebe immer mehr Arbeit über Leiharbeit und Fremdvergaben aus. Rund 80 Prozent der Betriebe der Metall- und Elektroindustrie, der Holz- und Kunststoff verarbeitenden Industrie sowie der Textilindustrie nutzen Leiharbeit oder vergeben Aufträge über sogenannte Werkverträge an Fremdfirmen. Das zeigt eine bundesweite Befragung der IG Metall unter Betriebsräten in rund 3600 Betrieben. "Die Befragung der Betriebsräte zeigt, dass Leiharbeit und Fremdvergabe immer stärker zum billigeren Ersatz für reguläre Arbeitsplätze genutzt werden. Dies geht weiter über die Abdeckung von Auftragsspitzen oder andere vorübergehende Personalengpässe hinaus", sagte die 1. Bevollmächtigte der IG Metall Pforzheim, Liane Papaioannou.

So konnten bei Mahle Behr in Mühlacker und Doduco in Pforzheim Tarifverträge abgeschlossen werden, die Leiharbeit grundsätzlich ausschließen. Betriebsvereinbarungen die Leiharbeit begrenzen oder eine Übernahme nach spätestens einem Jahr beinhalten gibt es z.B. bei den Firmen G. Rau in Pforzheim und Inovan in Birkenfeld. Vorbildlich sei auch die Vereinbarung bei Karl Scheufele in Birkenfeld, mit der Equal Pay ab dem ersten Tag und eine Übernahme bis spätestens einem halben Jahr vereinbart wurde.

"Trotz der Einzelerfolge besteht das Hindernis, dass es keine ausreichende Mitbestimmung für Betriebsräte bei der Fremdvergabe gibt, um Missbrauch zu verhindern. Zwar hat die große Koalition im letzten Jahr die Gesetze nachgebessert, den Missbrauch dämmen sie jedoch nach wie vor nicht ein", sagte Papaioannou.

27,5 Prozent der befragten Betriebsräte sagen, dass Leiharbeit und Fremdvergabe in den vergangenen drei Jahren in ihrem Betrieb dauerhafte Stammarbeitsplätze verdrängt haben. "Betroffen von Ausgliederungen sind mittlerweile alle Bereiche in den Industriebetrieben, von der Entwicklung über die IT bis zur internen Logistik und hinein in die Produktion. Dieser Trend hatte sich bereits bei einer vergleichbaren Befragung der IG Metall vor drei Jahren abgezeichnet", so die 1. Bevollmächtige.

Die IG Metall will daher den Missbrauch von Leiharbeit und Fremdvergabe nun verstärkt in den Betrieben angehen und dort gemeinsam mit Betriebsräten und Beschäftigten weitere Regelungen durchsetzen. Dazu startet die IG Metall eine betriebspolitische Kampagne unter dem Motto "Gute Arbeit für alle". Das Ziel: Alle Beschäftigten eines Betriebs - egal ob Stammbeschäftigte, Leihbeschäftigte oder Beschäftigte bei Industrie-nahen Dienstleistern - sollen gute Arbeitsbedingungen haben.

Verhandelt wird zum Thema Leiharbeit derzeit bereits in zwei Betrieben in Mühlacker, so der Sprecher der IG Metall Pforzheim, Arno Rastetter

Letzte Änderung: 08.10.2018