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17.08.2017 Gegen Hass und Rassismus in sozialen Medien.

Jede einzelne Nutzerin und jeder einzelne Nutzer ist gefordert, neonazistische Äußerungen in sozialen Medien nicht zu ignorieren, sondern Rechtsextremen im Netz konsequent die Rote Karte zu zeigen, appellierte der Vorsitzende der Gelben Hand, Giovanni Pollice, bei der Eröffnung der Tagung angesichts der teils besorgniserregenden Entwicklungen von Hasskommentaren und Fake News im digitalen Raum.

Hetzen und Täuschen - Rechte Strukturen in den sozialen Medien lautete das Thema der diesjährigen Tagung der Gelben Hand in Nürnberg. Rund 70 interessierte Aktive und Fördermitglieder aus Gewerkschaft und Zivilgesellschaft kamen am 23. und 24. Juni zusammen. Die Rote Karte, so Pollice weiter, müssten aber auch die Plattformen und Internetdienst den Rechten zeigen. Bei aller berechtigter Kritik, begrüßte der Vorsitzende daher die Gesetzesinitiative des Justizministers Heiko Maas, Hasskriminalität stärker zu verfolgen und zu sanktionieren. Denn die Formen rechter Agitation sind vielfältig, sie reichen von gezielter Desinformation vermeintlicher Nachrichtenportale, über Hasskommentare und Hetze bis zu Vernetzung und Öffentlichkeitsarbeit bestimmter rechtspopulistischer und rechtsextremer Gruppen.

Wie nutzen rechte Organisationen das Internet? lautete daher der einführende Vortrag von Simone Rafael von der Amadeu Antonio Stiftung - einer Stiftung, die sich mit ihren Projekten gegen Rassismus und Rechtextremismus einsetzt. Simone Rafael ist Chefredakteurin des Onlineportals Netz gegen Nazis, das sich heute www.belltower.news - Netz für digitale Zivilgesellschaft nennt und den facettenreichen Formen der Menschenfeindlichkeit im Netz eine demokratische Haltung entgegensetzen will. Damit demokratisches Engagement im Internet nicht versandet, sondern wirkt, hilft es, Strukturen und Formen rechtsextremer und rechtpopulistischer Propaganda zu verstehen. Wir haben es mit ideologischen Überzeugungstätern und -täterinnen zu tun, die viel Zeit und Engagement investieren, um ihre rassistischen, islamfeindlichen oder antisemitischen Botschaften im Internet zu verbreiten, sagte Simone Rafael, und diese werden befeuert durch ein dichtes Online-Netzwerk von alternativen rechtspopulistischen oder rechtsextremen Facebook-Seiten und Medien, Parteien und Organisationen, die Nahrung für als Ängste verkleideten Rassismus bieten. Für die Gegenrede sei Medienkompetenz ebenso wichtig wie eine klare und entschlossene Haltung pro Demokratie und Menschenrechte.

Am zweiten Tag hatten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer dann die Möglichkeit in drei verschiedenen Foren, themenspezifisch die Inhalte zu vertiefen und mit den Expertinnen und Experten in den Dialog zu kommen. Im ersten Forum standen die Strategien der jungen Gruppe der Identitären Bewegung im Fokus. Anna-Lena Herkenhoff von der Mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus in Münster erläuterte unter dem Titel Die Jugend ansprechen - Wie präsentiert sich die Identitäre Bewegung im Internet? die moderne, professionelle und daher für Jugendliche attraktive Inszenierung dieser im Kern völkischen und rechtsextremen Gruppierung. Fabian Jellonek, von der politischen Bildungsplattform achtsegel.org, ging im zweiten Workshop der Frage nach: Wie manipulativ ist das Internet? Fake News und rechte Internetportale, die gezielt verkürzte und manipulierte Nachrichten verbreiten, wurden im Forum vorgestellt. Wichtig für den Umgang mit Fake News, so Jellonek, sei eine genaue Recherche der Quelle, bevor man Meldungen teilt oder weiterverbreitet. Dafür könne man Seiten wie hoaxmap. org zu Rate ziehen, diese leisten gute Aufklärungsarbeit und entlarven Fake News. Gegenstrategien zu Hate Speech, sogenannten Hasskommentaren, in sozialen Medien war Thema im dritten Forum. Mark Haarfeldt, Referent der Gelben Hand, informierte darüber, wie man sich auch im Netz gegen Hass zu Wehr setzen könne, in dem man auch da widerspricht, faktenbasiert argumentiert, aber auch Solidarität im Netz organisiert, wie beispielweise mit der Initiative ich bin hier, einer Facebook-Gruppe gegen die Hassrede.

In ihrem Schlusswort unterstrich daher die Geschäftsführerin der Gelben Hand, Dr. Klaudia Tietze, wie wichtig es sei, sich auch im Netz aktiv zur Wehr zu setzen und so die demokratische Kultur auch digital zu stärken.

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Aktionszeitung

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Letzte Änderung: 16.08.2017