Mitgliederversammlung bei Harman Becker

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03.10.2014 Am 1.10. hatte die IG Metall Pforzheim die Mitglieder von Harman Becker wegen der Androhung des Verlustes von mehr als 180 Arbeitsplätzen zu einer Mitgliederversammlung eingeladen.

Weit mehr als 100 Kolleginnen und Kollegen sind der Einladung gefolgt. Die Kapazität des Nebenzimmers in der Waldschenke wurde bis an ihre Grenzen ausgeschöpft. Teilweise mussten Leute stehen oder vor den geöffneten Fenstern des Raums auf den eilig herbei geholten Bänken sitzen. Klaus Rupp als Betriebsratsvorsitzender und Liane Papaioannou von der IG Metall Pforzheim gestalteten die Versammlung, was wegen der Menge an Menschen eine Herausforderung für die Stimmen der beiden war.

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Wir werden hier doch nur belogen
Die anwesenden Kolleginnen und Kollegen nutzen die Gelegenheit ihrem berechtigten Ärger Luft zu machen. "Wir bei Harman Becker stehen seit Jahren unter einem fürchterlichen Druck und wurden die ganze Zeit belogen und betrogen", so ein aufgebrachter Kollege in der Versammlung. Seit 2008 wurden mehrere Hundert Beschäftigte in den verschiedensten Bereichen entlassen, mal war es die Produktion, dann die Verwaltung und später das Engineering, jetzt ist es wieder die Produktion. Die anwesenden Kolleginnen und Kollegen befürchten, dass dies, entgegen der Behauptung des Arbeitgebers den Standort stärken zu wollen, wohl eher ein weiterer Schritt zur Vernichtung des Standortes ist. Wer kann ihnen das verdenken? Gefragt ist deshalb auch die Solidarität aus allen Bereichen, die durch die Teilnahme von vielen Beschäftigten aus derzeit nicht betroffenen Abteilungen deutlich zum Ausdruck gebracht wurde.

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Arbeitsrechtliche Fragen sind von großer Wichtigkeit
An diesem langen Abend wurden aber auch viele Fragen zu den unterschiedlichsten Themen gestellt und das weitere Vorgehen diskutiert. Ein Großteil bezog sich auf die rechtlichen Auswirkungen der diversen Handlungsmöglichkeiten des Arbeitgebers. Man hat ja bei Harman Becker schon so einiges erlebt, so dass Ängste der Beschäftigten vor Freistellung vom Arbeitsplatz, zu der man vom Wachdienst vor das Werksgelände begleitet wird, nicht im geringsten unberechtigt sind.
Da es hier einen großen Klärungsbedarf gibt, bieten IG Metall und Betriebsrat in Kürze einen Informationstermin mit einem Rechtsanwalt an.

Welche Rolle der Kunde Daimler spielt, ist noch unklar
Es gab vor allem viele Diskussionsbeiträge darüber, wie der Kunde Daimler wohl dazu steht, dass man ihn als Grund für die Verlagerung anführt, deren Wirtschaftlichkeit doch stark in Zweifel gezogen werden kann. Auch ob sich die vielen Millionen, die dazu verbraten wurden heimlich die Produktion in Székesfehérvár auszubauen, überhaupt rechnen können, wurde heftig diskutiert. Daimler bewirbt seine erstklassigen Autos mit dem Slogan: Das Beste oder nichts! Da kann man sich dann wohl die Frage stellen: "zu jedem Preis?".
Auch die politische Ebene wurde heiß diskutiert. Da gab es Fördermittel der EU um das Werk im ungarischen Székesfehérvár aufzubauen - Fördermittel auf deren Grundlage nun hier Arbeitsplätze vernichtet werden. "Das kann doch nicht das Wollen der EU Politiker sein" sagte ein Kollege enttäuscht.

Hier gibt keiner einfach so auf
Natürlich werden bei einer Mitgliederversammlung der IG Metall auch die Möglichkeiten besprochen, die die Beschäftigten haben, um ihrem Anliegen in der Öffentlichkeit Gehör zu verschaffen. "Wenn man bedenkt, was die Menschen bei Harman Becker schon alles miterlebt haben", sagt Liane Papaioannou, "könnte man sich vorstellen, dass sie ziemlich resigniert sind. Wir nehmen aus dieser Mitgliederversammlung aber das Signal mit, dass hier keiner einfach so aufgeben wird". Ein Kollege brachte es auf den Punkt: "Wir gehen hier nur aufrecht und mit erhobenem Haupt raus!"

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Letzte Änderung: 10.04.2015