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27.02.2014 "Abschlagsfreie Rente nach 45 Beitragsjahren ist verdient und finanzierbar"

Pforzheim - Die IG Metall begrüßt das von der Großen Koalition geplante Gesetz zur Rente ab 63 für langjährig Versicherte. Damit erhalten Beschäftigte, die 45 Jahre gearbeitet haben, ab Juli 2014 die Möglichkeit, abschlagsfrei in den Ruhestand zu gehen.

"Wer bisher vorzeitig in Rente geht, wird mit hohen Abschlägen bestraft, der Gesetzesentwurf stellt endlich ein stückweit mehr Leistungsgerechtigkeit her", sagt der 1. Bevollmächtigte der IG Metall Pforzheim, Martin Kunzmann. Von der Regelung profitieren insbesondere Menschen, die mit 18 Jahren, vielfach auch schon früher direkt nach der Haupt- oder Realschule ins Berufsleben gestartet sind. Sie haben oft ihr Leben lang schwer gearbeitet, erhalten dafür aber im Schnitt deutlich niedrigere Ren-ten als zum Beispiel Akademiker, obwohl sie länger Beiträge gezahlt haben. "Deshalb ist es richtig und fair, ihnen nach 45 Jahren den Ausstieg ohne Abschläge zu finanzieren und ihre Lebensleistung anzuerkennen", sagt Kunzmann. "Diese Menschen werden am Ende mehr eingezahlt haben als sie herausbekommen."

Neid- und Finanzierungsdebatten sind fehl am Platz, die Rente ab 63 ist keineswegs ein Massenphä-nomen: In der Region, profitieren eher wenig Beschäftigte von der neuen Regelung. Sie werden nach dem Stichtag 1. Juli 2014 63 Jahre alt und haben wenigstens 45 Beitragsjahre zusammen. "Die Zahl der Anspruchsberechtigten wird auch in Zukunft so niedrig bleiben", sagt Kunzmann weiter. Aktuell sind in der Branche im Zuständigkeitsbereich der IG Metall Pforzheim deutlich unter tausend Arbeit-nehmerinnen und Arbeitnehmer über 60 Jahren beschäftigt. Dabei sind diejenigen die sich in der Frei-stellungsfase der Altersteizeit im Blockmodell befinden und faktisch nicht mehr im Betrieb arbeiten, bereits eingerechnet.

Über die Branchen hinweg steht noch ein knappes Drittel der 60- bis unter 64-Jährigen in einem sozi-alversicherungspflichtigen Arbeitsverhältnis. Weil diese Gruppe überdurchschnittlich stark von Arbeits-losigkeit betroffen ist, erspart die Rente ab 63 vielen Menschen zudem den Gang zum Sozialamt - die Kosten dafür belaufen sich auf 2 bis 3 Milliarden Euro jährlich. Zum Vergleich: Für die Aufstockung der Gehälter von rund 7 Millionen Beschäftigten im Niedriglohnsektor gibt der Staat jährlich 10 Milliarden Euro aus.

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Von der neuen Rentenregelung profitieren Versicherte, die vor dem 1. Januar 1953 geboren sind und mindestens 45 Beitragsjahre haben. Sie können ab dem 1. Juli 2014 sofort mit 63 abschlagsfrei in Rente gehen. Für ab 1953 Geborene steigt die Altersgrenze mit jedem Jahrgang um zwei Monate. Aus der Rente mit 63 wird somit bis 2029 die Rente mit 65.

Kritisch bleibt aus Sicht der IG Metall, dass die Regelung zeitlich befristet ist. Die Beschäftigtenbefra-gung im Jahr 2013 hat ergeben, dass fast jeder zweite Beschäftigte befürchtet, seine Arbeit nicht bis zum Erreichen des gesetzlichen Rentenalters ausüben zu können.

Letzte Änderung: 25.02.2014