Harman Becker:

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17.04.2013 IG Metall fordert Einhaltung der Beschäftigungssicherung

Ende 2011 wurde beim Automobilzulieferer Harman Becker Automotive Systems GmbH, der am Standort Ittersbach Prämium-Infotainmentsysteme für Daimler herstellt, ein Ergänzungstarifvertrag zwischen IG Metall und Südwestmetall abgeschlossen. Dieser wurde von den Mitarbeitern von HarmanBecker schwer erkämpft. Nun sehen Betriebsrat und IG Metall diesen Vertrag in Gefahr.

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Inhalt des Ergänzungstarifvertrages ist die Sicherung der Beschäftigung in der Produktion durch die Fertigung der Gerätegeneration NTG5 für die neue S- und C-Klasse am Standort Karlsbad. Dadurch wird in Zeiten der Globalisierung der gesamte Standort Ittersbach und dessen Zukunftsfähigkeit gestärkt. Um dies zu erreichen, verzichtet die gesamte Belegschaft des Standortes, die momentan ca. 1160 Mitarbeiter umfasst, in den Jahren 2012 und 2013 auf Teile ihrer Tariferhöhungen. Diese werden jeweils um drei Monate verschoben. HarmanBecker hat dadurch eine Summe von mehr als 1.000.000 Euro bekommen, welche zum Verwirklichen des neuen innovativen Fertigungskonzeptes in Karlsbad verwendet wurde.

Bei der Betriebsversammlung am 8. April 2013 teilte die Geschäftsführung den Beschäftigten mit, dass man die Geräte für die C-Klasse nun aber am Ungarischen Standort Székesfehérvár bauen möchte. Begründet wurde dieser Plan mit angeblich notwendigen Kosteneinsparungsmaßnahmen.

Betriebsrat, IG Metall Pforzheim und Beschäftigte sehen in diesem Schritt einen klaren Verstoß gegen den Ergänzungstarifvertrag.

Die Geschäftsführung wurde in der Betriebsversammlung mit vielen Fragen bezüglich der wirtschaftlichen und technischen Machbarkeit dieser Maßnahme konfrontiert. Die Verantwortlichen konnten diese Fragen aber nur sehr unzureichend beantworten. Für die Belegschaftsvertreter und die IG Metall ist diese Entscheidung nicht im Geringsten nachvollziehbar. "Vermutlich wurde mal wieder aus den USA eine Marschrichtung vorgegeben, die man hier auch gegen besseres Wissen durchsetzten muss," beschreibt Klaus Rupp, der Vorsitzende des Betriebsrates, die Situation.

Durch die Splittung des als Einheit geplanten Fertigungskonzepts auf zwei Standorte befürchtet der Betriebsrat, dass die gewohnt hohe Qualität der Produkte in Mitleidenschaft gezogen werde und es rein organisatorisch zu hohen Reibungsverlusten komme. Außerdem reicht die Produktion allein der S-Klasse Produkte nicht aus um den Bereich in Karlsbad voll auszulasten. Das aber war das Ziel des Ergänzungstarifvertrages.

Sollte HarmanBecker an dieser Fehlentscheidung festhalten, könnte dies den gesamten Standort Karlsbad gefährden. Außerdem haben alle Beschäftigten, wie eingangs erwähnt, auf einen Teil ihrer Tariferhöhungen verzichtet, damit genau diese Gerätegeneration in Karlsbad gefertigt wird.
Auch bei nachfolgenden Gesprächen mit der Geschäftsleitung stieß der Betriebsrat auf taube Ohren.

Betriebsrat und IG Metall Pforzheim planen weitere Maßnahmen, um gegen die Missachtung des Ergänzungstarifvertrages, deren Auswirkungen und der Gefährdung des gesamten Standortes entgegenzuwirken.

Letzte Änderung: 17.04.2013